#161 vom 08.08.1999
Rubrik Neu erschienen
Bairisch Diatonischer Jodel-Wahnsinn "Sägenlieb"
Volxmusik der besseren Art
(CD; Lawine)
"Jodeln bedeutet Aufschrei", meint Otto Göttler, seines Zeichens Multiinstrumentalist und Gründer von Bairisch Diatonischer Jodel-Wahnsinn. Die rotschöpfige niederbairische Engelsteufelin Monika Drasch, der sensible Bariton böhmischer Abstammung, Josef Brustmann, und der verschmitzte Bassist Otto Göttler aus München, dieses Trio versucht, die Volksmusik wieder dorthin zu bringen, wo sie musikalisch hingehört. Die Vielzahl der verwendeten Instrumente spricht dabei schon für sich: Zither, Diatonische Concertina, Trompete, Tuba, Saxophon, Alphorn, Klarinette, Ocarina, Russische Pfeife, Kuhhörnchen, Dudelsack, Geige, Kontrabaß, Cello, Ukulele, Drehleier, Mundharmonika, Harfe, Balaphon, Bandoneon, Säge, Trommel, Gitarre, Blockflöte und Bratpfanne (Auflistung ohne Gewähr auf Vollständigkeit). Wer welches Instrument spielt, ist vielleicht nicht ganz egal, denn ein jeder der Drei hat ja sein Lieblingsinstrument, aber doch einigermaßen wurscht – die Hauptsache: schräg sein, ohne die Harmonie zu verlieren. Auch die Texte bieten ein großes Spannungsfeld bis hin zur Skurrilität, also politisch, witzig, klerikal, traditionell. Häufig handeln die Lyrics vom bairischen Volk, so auch "Sonntagswichser" mit dem aufschlußreichen Refrain "Ja mir san Bayern mir ham a Freid/Wir wixen nur am Feierdog/weil do hamma Zeit". Eine gelungene, da mutige dritte CD, die den Vergleich mit österreichischen Volxmusik-Granden wie Roland Neuwirth Extrem Schrammeln, Broadlahn und Aniada A Noa keineswegs zu scheuen braucht. So unterschiedlich diese vier Gruppen musikalisch auch sein mögen, so einig sind sie im Grundtenor – traditionelle Zukunftsmusik eben. [mh: @@@]
<#130: Broadlahn "Almrauschen im Weltempfänger"> [mh: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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