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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #165 vom 05.09.1999
Rubrik Tipp der Woche

Loudon Wainwright III "Social Studies"

Singer/Songwriter – The worst of the worlds themes
(CD; Hannibal)

Gut möglich, daß "Social Studies", produziert von Joe Boyd, sein bestes Album ist – und bleiben wird; doch ist es natürlich noch zu früh, dies endgültig zu klären, denn wer weiß schon, was die nächste Platte bringen wird.
Für all jene, die mit dem Namen Loudon Wainwright III nichts anfangen können: Er zählt zu jenen Songwritern (neben Bruce Springsteen und Steve Forbert), die als neuer Bob Dylan gefeiert wurden, ohne es freilich geschafft zu haben, aus dessen übermächtigem Schatten zu treten. Dabei waren kaum Ähnlichkeiten zu Dylan vorhanden, aber anscheinend reichte alleine die Tatsache, ein Solosänger und Gitarrist zu sein mit Texten, die man fühlen, aber selbst nicht formulieren kann. Er ist ein großartiger Zyniker und Humorist, ein hervorragender Gitarrist und bei einem LWIII-Konzert kann es schon vorkommen, daß das Publikum in Tränen ausbricht, derart intensiv kann er einen seiner Sad Songs interpretieren. Seine bisher besten Alben: "Album III" (1972), "Unrequited" (1975), "More Love Songs" (1986) und "Career Moves" (1993).
Nun zu "Social Studies": Die fünfzehn Beiträge entstanden in den letzten zehn Jahren anläßlich seiner Radiosendung "Morning Edition" bei National Public Radio. Satiren auf die Verhaftung von O.J.Simpson, Telefonsex, Bill Clintons öffentlich gemachte Affaire, Jesse Helms' (Senator in North Carolina) Aussagen über Kunst und vieles mehr. Solcherart Projekt gab es bereits einmal, nämlich 1965 von Tom Lehrer und damals kam eins der besten Alben der – nennen wir es ruhig "Pop" – Pop-Geschichte heraus ("That Was The Year That Was"). LWIII gelingt das Kunststück, wie einst Tom Lehrer, keine Flachheit oder Oberflächlichkeit aufkommen zu lassen. Jeder Track ein Vergnügen! Beim Milleniumssong "Y2K" – dem Herzstück des Albums – trifft er mit der Zeile "...you'll still be alive/but you will not exist" exakt ins Schwarze. Und wenn er in "Jesse Don't Like It" singt "...if you're not sure what you like/then just let Jesse decide", so könnte diese Zeile einem Wahlslogan entsprungen sein, der es mit der Ehrlichkeit nicht so ernst nimmt. Bill Clinton etwa läßt er aus der Kirche schreiten "and he looks just great... with his wife and his daughter, the family dregs", um überrascht und boshaft auszurufen "oh, my god, Chelsea's got her father's legs!" – darüber müßte vermutlich sogar Kenneth Starr lachen.
Musikalisch spannt LWIII einen breiten Bogen zwischen Hank Williams (in "Number One") und Funk/Rap ("Y2K"), aber egal, welchen Musikstil LWIII hervorholt, er ist unverwechselbar, so wie Bob Dylan, Van Morrison, Richard Thompson, Neil Young und noch einige mehr, und so wie sie spielt er in seiner eigenen Liga und ist eine Klasse für sich – beständig gut und kontinuierlich kreativ, seit nunmehr ca. 30 Jahren! [mh: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a104026


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