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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #176 vom 21.11.1999
Rubrik Neu erschienen

Kevin Rowland "My Beauty"

Soul – It's The Singer And The Songs
(CD; Creation)

Fünf Empfindungsvarianten für 10 Gefühlswelten.

  • Variante I: Kennt ihr auch das Gefühl der Furcht, einem Menschen, den ihr einst sehr liebtet, nach Jahren wieder zu begegnen? Ihr wisst, es könnte eine herbe Enttäuschung werden, aber auch erneut der Beginn einer Freundschaft. Zunächst strömen noch Erinnerungen wie Violinklänge an euch heran, immer noch zögernd, ob die Entscheidung gut war, sich auf dieses Wiedersehen einzulassen. Dann hört ihr die Stimme – diese Stimme, die ihr so gern mochtet, die euch viele schöne Stunden bescherte – und schon ist es um euch passiert. Da ist aber noch etwas zusätzliches in dieser Stimme, an das ihr euch nicht erinnern könnt, etwas tiefgreifendes, tragisches – was mußte diesem armen Menschen alles widerfahren sein! Ihr steht sprachlos im Klangraum, hört zu, immer wieder und ausschließlich...
  • Variante II: Elvis Presley ließ sich nie in einem rosafarbenen Boa-geschmückten Raum und mit Strapsen bekleidet abbilden, so weit man weiß. In den 70er Jahren stand Presley quasi trotzdem für kitschige Erinnerungen. Was ihn aber von anderen unterschied und ihn exklusiv wirken ließ, war sein Gesang, seine Stimme. Den Notausgang aus seinem desaströsen Leben suchend und die Erinnerungen an vermeintlich glücklichere Zeiten, umformt von pompösen Arrangements, die bereits so wahnwitzig überladen waren, daß sie wieder gut waren, eigentlich jenseits von allem, eine eigene Sparte – Presley eben...
  • Variante III: Kevin Rowland ließ sich erst kürzlich in einem rosafarbenen Boa-geschmückten Raum und mit Strapsen bekleidet abbilden. Das Photo betrachtend, denkt man unweigerlich an Glamour und Glanz vortäuschende Bars, in denen alte, abgetakelte Stars von früher noch auftreten dürfen, die es in den letzten Jahren einfach nicht mehr schafften, vom Boden, auf dem jeder auf ihnen herumtrampelt, aufzustehen...
  • Variante IV: Kevin Rowland über das Album: "I used my obsessive nature on this album to not give up..." Und: "I've got inside all of these songs. I feel like I've written every line. Where a line didn't fit my experience, I changed it..." Schließlich: "Leute, die das Album noch nie hörten, meinten enttäuscht, oh, da sind ja nur Cover-Versionen drauf, aber für mich ist "My Beauty" weit mehr als ein Cover-Versionen-Album; Marlon Brando mußte auch nicht das Drehbuch zu Tennessee Williams' "A Streetcar To Desire" schreiben um in der Verfilmung zu brillieren..."
  • Variante V: Der Ex-Frontmann von Dexy's Midnight Runners schaffte den Sprung zurück. Daß die Zeiten für ihn schwer waren, hört man in jedem Song. "My Beauty" klingt nicht annähernd wie irgendein Dexy's Midnight Runners-Track, was nicht stört, sondern für ihn spricht. Kevin Rowland besitzt mehr Soul denn je. Er unterstreicht erneut sein Talent Fremdmaterial zu etwas Neuem zu verformen. Songs, die man sonst kaum freiwillig hört, werden zu Opalen und sogar die Texte erhalten eine neue Dimension.
Man muß nur ein wenig Mut besitzen, die Begegnung nicht zu scheuen... [mh: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a104352


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