Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #179 vom 12.12.1999
Rubrik In aller Kürze

Vintage Masters - der Wunschzettel

Lieber Weihnachtsmann,
ich möchte mich erstmal für die großartige Hank Williams Box ("The Complete Hank Williams", 10CD Deluxe Edition) und die "Anthology of American Folk Music" (6CD) bedanken, die du mir letztes Jahr unter den Baum gelegt hast. Das ist echt spitzenmäßiger Stoff, und war bestimmt auch schweineteuer. Danke.
Nun haben diese Boxen und auch einige zeitgenössische Musiker wie z.B. Dylan, Nick Cave oder Beck mir die Augen geöffnet, dass das mit guter Musik, mit Rockigem und Rolligem, schon viel früher angefangen hat. Also, viel früher als Elvis...
Ich muß deshalb folgende CDs/Platten haben und das am besten gleich noch dieses Weihnachten:

  • The Carter Family: "The RCA/Victor Sessions" (9 CDs, Rounder) – Angefangen von den Ralph Peer Aufnahmen 1927 in Bristol/Tennessee bis zu den letzten gemeinsamen Sessions 1941 sind diese Aufnahmen das Fundament auf das auf ich meine Sammlung stellen will. Die Carter Family ist der Heilige Grahl des Folk/Country. Ihre Lieder sind zum Sterben schön und Sara Carter war die definitive Interpretin dieser Musik.
  • Jimmie Rodgers: "The Very Best Of" (Compilation von 1997, BMG) – Es muss unbedingt genau diese Compilation sein! Die unzähligen anderen "Best-Of"-Zusammenstellungen legen zuviel Gewicht auf die "Jodel-Lieder" des "singing brakeman". Aber hier ist alles Wichtige drauf, wie "Gamblin' Barroom Blues", "In The Jailhouse Now" oder sein Meisterwerk "Miss The Mississippi And You".
  • The Mississippi Sheiks: "Complete Recorded Works" (4 CDs, Document) – Es gab da jene Wegkreuzung, an der sich Mr. Blues, Mrs. Folk und Uncle Country trafen. Robert Johnson meinte, der Teufel sei auch dabeigewesen. Darüber bin ich mir nicht sicher, wer aber auf jeden Fall dabei war, waren die "Sheiks" aus Jackson/Mississippi. Eine Familien-Band, die direkte Nachkommen des Sklaven-Fiddlers Henderson Chatmon waren, und über die Bob Dylan in den Linernotes zu seinem Album "World Gone Wrong" schrieb:"...rebellion against routine seems to be their strong theme. All their songs are raw to the bone & are faultlessly made for these modern times (the New Dark Ages) nothing effete about the Mississippi Sheiks."
  • Blind Willie Johnson: "Sweeter As The Years Go By" und "Praise God I'm Satisfied" (Yazoo) – Ein Evangelist vor dem Herrn, und Wegbereiter für Legionen von Künstlern (von Fred McDowell über Dylan, Ry Cooder, Alex Chilton bis zu Nick Cave). Immer hatte er die coolsten weiblichen Gesangspartnerinnen, einen unverwechselbaren eigenen Vocal- und Slidestil und vor allem Songs, die ihm nur Gott geschenkt haben konnte.
  • Blind Willie McTell: "Statesboro Blues" (Indigo, London) und "Atlanta 1940" (Blue Moon) – "...nobody can sing the blues like Blind Willie McTell." Lieferte Songvorlagen für Leute wie die Allman Brothers oder Canned Heat und hatte selbst einen phantastischen Drive auf der 12-saitigen Gitarre.
  • Washington Phillips: "I'm Born To Preach The Gospel" (Yazoo) – Noch ein Evangelist und ein unglaubliches Album! W. Phillips spielte diese 16 Songs (seine "complete recorded works") alle auf einer selbstgebauten "Dolceola" (ein Zither-artiges Instrument), die nicht ganz einwandfrei funktionierte, gerade dadurch aber diesen Aufnahmen Unvergleichbarkeit bescherte. Ein Juwel.
  • Skip James: "The Complete Early Recordings" (Yazoo) – Geboren 1902 in Yazoo City, Mississippi als Sohn eines "Bootleggers" war Skip James bei Leibe kein Teufelsanbeter, wenngleich der Belzebub in seinen Songs oft eine große Rolle spielte. James' "Erkennungsmelodie" war "Devil Got My Woman". "Hard Time Killing Floor" wurde ein Standard, Cream coverten "I'm So Glad" und Beck machte es mit "Jesus Is A Mighty Good Leader". Von den Folkies wurde Skip James in den 60ern wiederentdeckt. Die Qualität und Intensität seiner frühen Aufnahmen erreichte er aber nie mehr.
    Ganz im Gegensatz zu
  • Mississippi John Hurt: "Memorial Anthology" (Live-Album, 1964, Edsel), der in seinen späten Jahren, seinen "flowing-picking-guitar-style" perfektionierte. John Hurts Versionen von Songs wie "CC Rider", "Make Me A Pallet On Your Floor" oder "A Hot Time In The Old Town Tonight" sind unerreicht. Sein Gitarrenstil beeinflusste Doc Watson, Townes Van Zandt oder Lucinda Williams, auch wenn man es bei ihr heute leider nicht mehr merkt.
  • Elizabeth Cotten: "Live!" (Arhoolie) – Mrs. Cotten ist die Autorin von "Shake Sugaree" und "Oh Babe, It Ain't No Lie", beide natürlich auf diesem Album vertreten. Sie hatte einen Gitarrenstil, der dem von Mississippi John Hurt vergleichbar ist. Als Linkshänderin spielte sie ihr Instrument "upside down" und wurde so "unkopierbar". Die Geschichten, die sie hier zu ihren Songs erzählt, sind ein wunderbares Fenster in eine vergangene Zeit. Ihre Lieder sind zeitlos.
Okay, Weihnachtsmann, ich mache Schluß bevor ich sentimental werde, oder deinen Geldbeutel noch mehr strapaziere. Ich hebe mir was auf für nächstes Jahr.
Dein braver eg [eg]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Permalink: http://schallplattenmann.de/a104445


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite