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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #191 vom 27.03.2000
Rubrik Neu erschienen

Kollegium Kalksburg "S spüt si o"

Neue Schrammelmusik zwischen Moll und Glückseligkeit
(CD; Extraplatte)

Die Theorie, die nämliche, lautet: Trinke, solange du spielen kannst. Es war nämlich so: Das Trio "Kollegium Kalksburg" spielte im endlich eröffneten Unabhängigen Literaturhaus Niederösterreich am 24. März 2000 und sie spielten lange. Sehr lange. Bis das letzte (freilich geleerte) Raki-Glas, wie es sich gehört, rückwärts über die Schulter geworfen wurde, bis das (freilich gefüllte) Weinglas nicht mehr zum Mund fand, die Gitarre nur noch als Schlagzeug herhalten konnte, die Posaune, um die Schulter hängend, die Standfestigkeit des Sängers in Schwerkraft verwandelte, das Akkordeon mit unbekannten Tönen experimentierte. Bevor es dazu kam, intonierten die Drei abgehobene Cover-Versionen wie "Yesterday", im Kalksburgischen Jargon als "Blasentee" tituliert. Aber eigentlich handeln die Lieder ja nicht von gesundheitsmedizinischen Tinkturen, sondern vom Wein, dem Tod und der Liebe und der Verzweiflung. Kurzum: Von Wien. Die ursprünglich einstudierte Performance der Trinklieder jedenfalls wurde letztendlich ersetzt durch die Wirklichkeit. Und die schaut nicht immer ganz nüchtern aus. (Ein vermutlich hilfreicher Hinweis für die nicht-österreichischen Leserinnen und Leser: Kalksburg ist bekannt als Trinkerheilanstalt in Wien.)
Live, im Vergleich zum Tonträger, bewegt sich das Trio balancierend im freien Raum zwischen Improvisation und Tradition, die Freiheit der Spontaneität fehlt auf "S spüt si o", allerdings bemerkt man das Fehlen nur dann, wenn auf Live-Erfahrungen mit der Gruppe zurückgegriffen werden kann. Was erwartet euch also? 16 Lieder, die Hälfte davon Eigenkompositionen, der Rest traditionelle Wiener-Lieder, zusammengefasst z.B. in einer Weintrilogie. Das feinsinnig-komplexe Arrangement verbindet die neuen mit den alten Liedern. Die Besetzung: Vincenz Wizlsperger (Gesang, Kamm, Helikon, Posaune), Paul Skrepek jr. (Gesang, Kontragitarre, Schlagwerk) und Heinz D. Ditsch (Gesang, Akkordeon). Unterstützung finden die Kalksburgexistenzmusiker auf der CD bei dem Duo De zwa Krewechaln sowie dem Koehne String Quartet. Wie nahverwandt diese musikalische Form zum Blues ist, müsst ihr schon selbst rausfinden und falls euch das letzte Lied ("Für Erwin") an einen louisianischen Trauerzug erinnert, dann liegt ihr vermutlich nicht ganz falsch. Aber hoffentlich auch noch nicht am Friedhof. [Wertung für Austriaphile: @@@@] [mh]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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