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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #212 vom 04.09.2000
Rubrik Live - Musik spüren

Neues Glas aus alten Scherben, 25.8.2000, Planet Music, Wien

Es waren nicht viele gekommen und das konnte wiederum mehrere Gründe haben:
1) Schlechte Vorankündigung seitens der Veranstalter,
2) Bands mit humanistischen und linkslastigen Texten sind in Österreich (derzeit) unerwünscht,
3) Musikfans haben genug von Revival-Bands,
4) Neues Glas aus alten Scherben genießt einen ähnlich hohen Bekanntheitsgrad wie Ytterbium, daher der ausgebliebene Kassenansturm.
Wie dem auch sei, das Konzert jedenfalls, präzise formuliert, zählt zu den bisherigen Live-Highlights des Jahres 2000. Die wenigen Zuhörer erhielten starke 250 Minuten lang rockgeladene Energiesongs mit alle Zeiten überdauernden Texten präsentiert. Schnörkellos, geradlinig und kaum Schwachpunkte. Da wurde keine Kraft geschont, die Power kam gleichermaßen von allen Fünfen: selbstbewusst und um die Größe und Attraktivität der Songs wissend – inhaltlich wie tonal.
Neues Glas aus alten Scherben ist die beste deutschsprachige Rock-Band, die zudem ohne Neumaterial auskommt und auskommen kann. Eine Melange aus Ton Steine Scherben und Rio Reiser-Band rund um den Sänger Michael Kiessling: Dirk Schlömer (g) und Funky K. Götzner (dr) von TSS sowie Mischka (keyb) und Jochen Hansen (b) von RR-B.
Die Songs – mit Herz und Hirn vorgetragen – gingen voll in den klugen Neuarrangements auf, so z.B. wenn sich in "Junimond" intro- und ausklangsmäßig Dylans "Like A Rolling Stone" dazugesellte. In den wenigen schwachen Gesangsmomenten wirkte der Sänger gekünstelt und war mehr Schauspieler denn Sänger einer Rock-Band. Im Original wenig überzeugend arrangierte Reiser-Solo-Songs wie "Wann" wurden dafür entkleistert und offenbarten ihre Stärken. "Der Traum ist aus" kam in überzeugender Punk-Manier daher. "Gemeinsam sind wir stark" wurde auf Barhockern akustisch serviert und vom Publikum umso lauter mitgegrölt. Das 30-jährige "Mein Name ist Mensch" präsentierte sich im Latino-Kleid.
Fazit: Liebe Schallplattenfrauen und -männer, besorgt euch die Tonträger und pilgert zu den Konzerten. Letzteres nämlich ist ein Lehrstück gelungenster Rock-Performances ohne Alterserscheinungen.
PS: Und wer oder was Ytterbium ist, erfahrt ihr nächste Woche. [mh]


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