#212 vom 04.09.2000
Rubrik Tipp der Woche
Branford Marsalis "Contemporary Jazz"
Jazz – von der derzeit besten "Working Band"
(CD; Columbia)
Nach der famosen letzten CD "Requiem" und dem Tod des Pianisten Kenny Kirkland hat sich Branford Marsalis bis zu dieser Aufnahme einige Zeit gelassen. Aber das Warten hat sich durchaus gelohnt. Der Klavierstuhl ist jetzt mit Joey Calderazzo besetzt, ansonsten wieder Jeff Watts (dr) und Eric Revis (b). Die Musik ist wieder fantastisch. Der Opener "In The Crease" ist tatsächlich ein hervorragendes Beispiel für das, was man Contemporary Jazz nennt: eine raffinierte Komposition mit diversen rhythmischen Wechseln, darüber eine Melodie, die das Ganze dennoch eingängig und sinnvoll macht. Danach eine weit ausholende Ballade voller Gefühl und "Elysium", ein wahrhaft hymnisches Werk. Mit "Cheek To Cheek" folgt dann eine interessante Bearbeitung des bekannten Standards, in dem Marsalis ganz im Stil von Sonny Rollins brilliert. Überhaupt hat er sich technisch noch weiterentwickelt und spielt hier nur Tenor (mit weiter gereiftem Ton). Calderazzo versucht gar nicht erst, wie Kirkland zu klingen, sondern gibt dem Quartett seine eigene Note... und kann damit durchaus bestehen. Und "Tain" Watts erweist sich einmal mehr als _der_ Schlagzeuger des Contemporary Jazz. Für mich war "Requiem" dennoch besser, weil klanglich abwechslungsreicher, aber die Höchstnote verdient auch diese CD. [sg: @@@@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a105567