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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #219 vom 23.10.2000
Rubrik Feature

King Sunny Adé "Juju Music"

Lost & Found: Africa Power, 1982
(CD; Island)

In der Nacht vom 17. auf den 18. April 1983 erhielt mein musikalisches Weltbild einmal mehr neue Impressionen. Es fand die 12. Rockpalast Nacht in der Grugahalle (Essen) statt. Joe Jackson und Dexy's Midnight Runners standen auf dem Programm und ich war ziemlich aufgeregt, zwei meiner Lieblinge in einem Konzert erleben zu dürfen – wenn auch nur via TV. Es war aber noch ein drittes Live-Event angekündigt, und das sagte uns (die Rockpalast Nächte waren ja stets Party-Time) nichts: eine 17-köpfige (!) Band aus Nigeria namens King Sunny Adé And His African Beats, die sich in erwähnter Nacht in Trance und in mein Herz spielten.
Die dazugehörige, speziell für den westlichen Markt bestimmte Platte heißt "Juju Music", sie war sein Debüt-Album außerhalb Afrikas und sein erstes "Tracks"-Album seit 1971, denn üblicherweise bestanden King Sunny Adés Alben (zwischen 1966 und 1982 immerhin an die 40 Stück!) pro Plattenseite nach dem "stretch"-Prinzip aus einem überlangen medley-esken Song, was das Wesen von Juju-Musik ausmacht.
Juju-Musik basiert auf dem Ruf-Antwort Komplex zwischen den sprechenden Trommeln und den Sängern und tauchte erstmals in den 20er Jahren auf. Mittlerweile spielen elektrische Gitarren und auch Synthesizer eine dominierende Rolle. Sunda Adeniyi, so King Sunny Adés richtiger Name, orientiert sich stark an der afrikanischen Stammesmusik, platziert neben den "klassischen" Instrumenten (wie Talking Drums) auch westliche (wie Pedal Steel Guitar, Akkordeon und Synthesizer). Sein Gitarrenspiel vermittelt in beeindruckendster Weise ein bis dahin nie gehörtes African Feeling, der flirrende, fluoreszierende Sound gepaart mit Dub-Einschüben und eben den Trommelchören holt die Hörer quasi trancemäßig time out of mind.
Nie funktionierte nigerianische Musik in komprimierten, abgeschlossenen Songs besser denn auf "Juju Music", zudem hob diese Platte die gesamte afrikanische Musik jenseits von Reggae und Jazz ins westliche Bewusstsein. Bis dahin kannten wir ja bloß deren Ansätze: Joni Mitchells "Hissing Of The Summer Lawns" (1975), "Fear Of Music" (1979) und "Remain In Light" (1980) von Talking Heads, Brian Eno and David Byrne mit "My Life in the Bush of Ghosts" (1981) sowie Jerry Harrisons "The Red And The Black" (1981). Mit King Sunny Adé And His African Beats lernten wir, gepuscht von einem Major Label, erstmals originale afrikanische Musik kennen. Sieben Songs, reich an Ideen und Inhalten, verführerisch, gut tanzbar, kurzum: Party-Musik der besten Art.
(Zur Zeit ist "Juju Music" leider nur per Import erhältlich.) [mh: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a105875


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