Ausgabe #219 vom 23.10.2000
Rubrik Neu erschienen
Pe Werner "Herzkönigin"
Pop – Müde, Frau Werner?
(CD; Polydor)
Bei deutschsprachigen Künstlern besteht immer die Gefahr, dass man sie in die Schlagerecke drängt. Pe Werner hat sich diesem Druck bislang erfolgreich widersetzt. Die lyrische Kraft ihrer Texte und ihre Musik haben sie in den vergangenen zehn Jahren als poetische Liedermacherin etabliert.
Ihr neues Album "Herzkönigin" gibt mir schwer zu schlucken. Nie war der Schritt zum Schlager für Pe Werner kleiner. Es ist nicht das Balladeske, es ist die komplette Abkehr von zynischen oder gesellschaftspolitischen Texten und es sind die verwässerten Arrangements. Dass gefühlvolle Balladen nicht langweilig sind, wissen wir seit "Trostpflastersteine". Bei den zwölf neuen Songs klingen die Arrangements nüchtern, ohne Biss, die Emotion wirkt erkaltet. Im Gegensatz dazu stehen die Herz-Schmerz-Texte, die aber die großen sprachlichen Bilder vermissen lassen. Ich will nicht dauernd von früher fabulieren, aber wo sich auf den Vorgänger-Alben Weltklasseleute am Gebläse drängten (z.B. Jerry Hey und Gary Grant), kommen die Horns heute aus dem Keyboard. Das Schlagzeug ist zwar echt, bleibt aber uninspiriert. Im Opener pluckern seltsame Sounds ganz weit im Hintergrund... Schade, schade, nach der langen Pause nur noch nett. [dmm: @@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a106009
