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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #239 vom 26.03.2001
Rubrik Neu erschienen

Savoy Grand "Dirty Pillows"

Independent – vier Briten leiden mit schwerelos-schwermütigen Songs für die Schönheit
(CD; Glitterhouse)

"Send me your pillow, baby, the one you've been crying on..."
Alleine zuhause? Düstere Wolken, Regen an der Fensterscheibe? Es wird mal wieder viel zu früh dunkel, der Winter scheint kein Ende zu nehmen und so etwas wie Sommer gar nicht zu existieren? Glückwunsch, alle Voraussetzungen sind bestens erfüllt. "Never so willing to die" singt Graham Langley im Opener "Arm The Lonely" und man ist geneigt, ihm zuzustimmen. Herzlich willkommen in der zum Sterben schönen Welt von Savoy Grand. Erneut beweist das Label Glitterhouse seinen guten Geschmack für Musik der melancholischeren Art. Nach Midnight Choir (üppig dunkler Sahnetrüffel) und Dakota Suite (edelherb, keine Frage) nun also das Debüt dieser britischen Band – und es mundet hervorragend, ein bittersüßer Songreigen, der geradezu auf der Zunge zergeht. Langsam, ruhig und sacht, Musik, die es sich leisten kann, auf den nächsten Ton zu warten. Zeit lassen sich auch die Musiker. Zwischen fünf und neun Minuten dauern die Stücke, Drums und Gitarren im Vordergrund, dazu mal Streicher ("The Moving Air"), mal ein jazziger Bass ("Another Thinly Veiled Confession"). Höhepunkt des Minimalismus: "Swimmingless", leises Schlagzeuggeriesel, etwa vier Gitarrenakkorde pro Minute und ab und an ein hingetupfter Ton vom Vibraphon. Und nach knapp zwei Minuten Mr. Langleys hingeseufzter Gesang. Eine dieser Stimmen, die es schafft, gleichzeitig anrührend zart-zerbrechlich und trotzdem lakonisch zu klingen, irgendwo zwischen Chris Hooson von Dakota Suite, den Yorke-Brüdern (Radiohead bzw. Unbelieveable Truth) und Jason Molina (wem "Dirty Pillows" gefällt: unbedingt "Ghost Tropic" von Songs:Ohia anhören!). Ähnliches gilt auch für die Texte: bloß nicht zu fröhlich, bloß nicht zu eindeutig. "Put distance between what I say and what I mean (...) what I am and what I sing" heißt es in "Time You Found Out". Hoffnungsschimmer der ganz leisen Art sind zugelassen, sonst regiert Weltschmerz pur, hemmungslos und unverdünnt: "I'm alone and I'm holding on to a soul that's already gone". Verlorene Menschen, verlorene Ziele, verlorene Worte: "You're screaming and you're shouting but I don't hear a sound".
Wenn dann nach 48 Minuten sehnsuchtsvoller Schönheit (schon) Schluss ist, gibt es für den Hörer eigentlich nur einen Trost: "They say that in the end we really do begin". Jawohl, mehr davon! Und einstweilen hat der CD-Player schließlich eine Taste, auf der steht 'repeat'. Die wurde erfunden für Musik wie diese. Also – guten Appetit! [ut: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a106780


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