Ausgabe #239 vom 26.03.2001
Rubrik Neu erschienen
Helen Schneider "A Voice And A Piano"
Von der Rock'n'Roll Gypsy zur Diseuse, Chansonette, Show-Spielerin
(CD; Preiser)
"Es gibt Leute, die springen von Brücken. Ich singe." Sie singt um ihr Leben. Und das schon lange nicht mehr als "Rock-Röhre", wie man Leder-Front-Frauen gerne absortiert. Sie erzählt zwischen den Songs aus ihrem Leben, den irren wirren Stufen einer Karriere, die alles für sie bereithielt: von bitterer Armut, dem falschen Glamour von Las Vegas, den Engagements in Deutschland (Bio's Bahnhof!), Schneider & The Kick mit mehreren Pop-LPs, dann Theaterschule und Weill-Opern, Filme mit Peter Sellars, Steve Sondheim-Songs, Cabaret... Was für ein Weg bis hierher.
Nun gibt sie dieses Programm im Wiener Schauspielhaus. Auf CD ist es mutig, ihre inzwischen klassisch geschulte Stimme zum Teil nur solo ertönen zu lassen. Ohne die Stütze der Klavierbegleitung wirkt sie schutzlos, übertreibt das Tremolo. Dann wieder kommen die Emotionen glaubwürdig und echt, wenn sie "Die Moritat von Mäckie Messer" oder "Surabaya Johnny" in akzentfreiem Deutsch vorträgt. Dylans "Just Like A Woman" ist erschreckend dürr und nackt und dadurch wiederum fesselnd, und die Schlussmelodien von Andrew Lloyd Webber, aus "Sunset Boulevard" und sogar das kitschige "Wein nicht um mich, Argentinien" haben mit der Schneider den spröden Charme einer Theater-Probebühne... Eigenwillig, schön, reif, sperrig. [www: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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