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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #246 vom 04.06.2001
Rubrik Neu erschienen

Sandy Lopicic Orkestar "Border Confusion"

Funk, Jazz und Bigbandsound à la Balkan
(CD; Network Medien)

Bereits nach dem ersten Hören ist man sich sicher: Das ist Musik für die nächsten Jahre, hell wie Licht und tief wie ein schwarzes Loch. Natasa Mirkovic, Vesna Petkovic und Irina Karamarkovic – die drei Sängerinnen sind Glücksfälle für die Band. Eine hervorzuheben geht gar nicht, da alle drei gleichwertig fantasievolle Sängerinnen mit enormer Ausstrahlung und Bühnenpräsenz sind.
Aber die drei sind ja nur ein Aspekt des Ganzen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Sandy Lopicic Orkestar sind die drei Deishovidas Kurt Bauer an der Violine, der Drehleier-Guru Matthias Loibner und Akkordeonist Lothar Lässer (Deishovida: gern gehörte Fast-Ethno-Folk-Punk-Gruppe aus der Steiermark und Volksmusikphrasierer mit emotionalem Zugang). Unglaublich, was die aus ihren Instrumenten rausholen und wie sie diesen eh schon wahnwitzigen Balkan-Grooves noch mehr Substanz verleihen. Und dann noch die Bläser-Sektion: Der Sopran- und Tenorsaxofonist Martin Harms, Richard Winkler am Alt und Klarinette, die zwei Trompeter Bojan Petrovic und Imre Bozoki sowie Tubist Michael Bergbauer, die uns die exotischen Elemente in feinster Manier in die Ohren blasen. Die uns zurückholen und vorantreiben, im 'Orkestar' swingen, solistisch brillieren und im Dialog harmonieren, wenn sie nicht gerade in die Schräge eintauchen.
Was allerdings wäre ein Universum ohne Zeit und Raum, das Sandy Lopicic Orkestar also ohne Bass und Schlagzeug? Sasenko Prolic und Jörg Mikula tun jedenfalls, was sie tun müssen und ihr Tun ist schlicht und einfach gut, solide. Kein unnötiges Aufdrängen, sondern feste Grundierung und sicherer Rückhalt. Wichtig, denn das 'Orkestar' würde sonst nicht wirklich funktionieren.
Fehlt noch Sandy Lopicic, der Namensgeber. Man muss die Truppe schon einmal live gesehen haben, um zu wissen, weshalb jetzt Duke Ellington erwähnt wird. Das ist nämlich so: Sandy Lopicic ist derjenige, der vor seinem Piano sitzt und Sprengsel einstreut, das Ensemble spielen lässt, aber so, wie er sich's grad denkt. Ein Tyrann also. Ein sympathischer, der die Ideen vorgibt und die Musiker zu Höchstleistungen inspiriert und auch auf das Publikum einwirkt. Und er – Sandy Lopicic – hält beide Fäden.
Das Sandy Lopicic Orkestar ist, um es flapsig zu formulieren, eine Wucht. Sie traten am 21.01.2001 in Bielefeld auf und ließen das Konzert mitschneiden, das Publikum wurde weggefiltert. Was bleibt, ist eine meisterhafte Band mit 14 entzückenden Highlights, ein Debüt, wie wir es schon lange nicht mehr hatten. Da bleibt kein Tanzbein vor dem anderen, mazedonische Lieder wechseln mit albanischen Rom-Liedern wechseln mit einem bulgarischen Tanz wechseln mit rumänischen Hochgeschwindigkeitsliedern wechseln mit bosnisch-türkischen und zwei Loibner-Eigenkompositionen. Und kaum glaubt man, den Höhepunkt der CD gehört zu haben, kommt das nächste Lied als neuer Höhepunkt daher und so geht's in einer Tour weiter. Die Songs kommen unmissverständlich rüber und man braucht die Texte nicht wirklich zu verstehen, um zu wissen, wann vom Tod gesungen oder zum Tanz aufgefordert wird. "Wir werden so lange spielen, wie wir Spaß dran haben", sagt Sandy Lopicic, und das wird hoffentlich noch lange der Fall sein.
Konzert-Tips: 3. Juli 2001 Lent-Festival in Marburg (Slowenien), 29. Juli Bardentreffen in Nürnberg (D), 8./9. September beim 'Fest der beVÖLKERung' im Wiener Augarten (A). (, ) [mh: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a107059


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