Ausgabe #252 vom 16.07.2001
Rubrik Feature
Holly Cole am 11.7.2001 in der Tafelhalle, Nürnberg
Ms Cole kam, sang und siegte – und die Nürnberger Tafelhalle tobte. "Romantically Helpless", so der Titel der aktuellen CD, ist die Lady auf der Bühne jedenfalls definitiv nicht. Eher ein erotisch humorvolles Energiebündel, deren unglaubliche Stimme erst live so richtig zur Geltung kommt. Das Programm des Abends ist bunt gemischt, amerikanische All Time Favourites wie "Dedicated To The One I Love", "Que Sera Sera" und "Tennessee Waltz", wechseln sich ab mit Songperlen aus der Feder von Tom Waits, einem ihrer Lieblingsschreiber, wie sie betont. "A sexy little tune" kündigt sie an und lässt sich Toms "Dedication To The Blues" auf der Zunge zergehen. In jedem Fall gilt: Kaum betritt Hollys Gesang den Gehörgang des Zuschauers, verlässt das Original, das man eben noch zu fassen kriegen suchte, selbigen. Die Lieder scheinen ihr zu Füßen zu liegen und nur darauf zu warten, dass Holly sie aufhebt und sich zu eigen macht. Locker und selbstverständlich mischt die Kanadierin Pop, Jazz, Blues und auch schon mal Hip Hop. Zwischendurch droht sie gerne mal damit ihre Musiker zu feuern. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum die vier Herren an Bass, Piano, Gitarre und Drums so hervorragend spielen. Denn wer will schon eine Bühne verlassen, auf der Holly singt? Und wenn der Schlagzeuger doch mal gar nicht pariert, nimmt sie die Sache eben selbst in die Hände, auch das gekonnt. Eines der mit Abstand schönsten Instrumente des Abends ist übrigens die Glatze des Bassisten, die von eben diesen Händen bei "Don't Fence Me In" liebevoll gestreichelt wird. "If I must" sagt die Sängerin schließlich vor der zweiten Zugabe, und man glaubt ihr kein Wort. Die Frau liebt ihren Job. Was für ein Glück für uns. [ut]
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