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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #253 vom 23.07.2001
Rubrik Neu erschienen

Farès "Farès"

Moderner Raï – ein spannendes Stück Sozialgeschichte, in Musik verpackt
(CD; Sony)

Raï hat in den Vorstädten französischer Städte seine Gefolgschaft unter den Älteren; die Jungen hören HipHop der härteren Gangart. Farès ist ein Junger (*1975), auch wenn er seit 12 Jahren schon mehr oder weniger professionell Musik macht, zuerst zusammen mit seinen Brüdern als L'Étoile du Raï. Rani, 1990 gegründet, näherte den Gruppensound seinen Vorbildern Cheb Khaled oder Cheb Mami an, mixte aber zugleich James Brown, George Benson, Soul und R&B dazu. Doch die Gruppe wurde ihm zu "unsicher", zu viele Amateure unter den Musikern, zu schwankend die Qualität von Auftritten und Aufnahmen. Dazu war er zu ambitioniert und erfolgssüchtig. Also blieb der Schritt zu einem eigenen Plattenvertrag bei der französischen Sony, die schon ein paar andere junge Raï-Interpreten beherbergt. Der Produzent Momo (Mohammed Mostar) wurde gleich sein Manager. Seine erste Solo-CD vereinigt die eher gemäßigten Einflüsse von Reggae, Funk, Latin Music und arabischen Instrumenten. "Zine El Ghali" (etwa "Oh Du meine Liebe") gibt es in zwei Versionen, auch als andalusisch-arabischen Mix mit Flamenco-Gitarren und schmetternden Bläsern. Die HipHop-Einflüsse beschränken sich auf das Einfügen des einen oder anderen Samples, ansonsten werden richtige Instrumente verwendet. Die Texte öffnen eine kleine Luke in die Denk- und Verhaltensweisen der arabisch-sprechenden Subkultur in den Vorstädten: etwa in "Fatima", die Warnungen eines Bruders oder Vaters an Fatima, die nun groß ist und sich vor der "bösen Welt da draußen" in Acht nehmen soll. "Miseria", die Mischung aus Trotz und Verzweiflung eines Jungen, der keine Arbeit hat und keine Zukunft sieht. "Lemima", wie ein Junge seine Mutter verehrt: "Oh allerliebste Mama, ein langes Leben wünsch ich Dir, nie vergesse ich, was Du mir Gutes getan hast". Die schwierige Welt, die feindliche, und wie sie sich in klagende Klänge und so scheinbar schlichte Verse und Wahrheiten fassen lässt, das erfordert genaues Hinhören.
So etwas passt hier in Deutschland sicher nur in die Nachtprogramme der Öffentlich-Rechtlichen, im Nachbarland dagegen hat Farès seit Oktober 2000 genre-überschreitend viele Hörer. () [www: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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