Ausgabe #303 vom 15.07.2002
Rubrik Neu erschienen
David Johansen & The Harry Smiths "Shaker"
Ur-Blues – Ein ex-Punk auf den Spuren des Spurensuchers
(CD; Chesky)
Erst Sänger der Punkband New York Dolls, dann Storyteller, Schauspieler und Maler: Einer wie David Johansen legt sich offensichtlich ungern auf eine Rolle fest. Aber was er auch tut, er tut es mit Hingabe. Somit ist auch seine Hinwendung zum archaischen Blues der Vorkriegszeit weit mehr als ein gekonnt inszeniertes Schauspiel. Dabei waren die 'Harry Smiths' eher das Zufallsprodukt eines Tribute-Konzertes an eben jenen Mann, der die erste umfassende Anthology uramerikanischer Volksmusik zusammenstellte und damit nicht unschuldig war am ersten Folk-Boom Ende der 50er Jahre. "Shaker" ist das zweite Album der Band und tönt ganz im Geiste des Namensgebers. Furry Lewis, Mississippi John Hurt, Charlie Patton, Son House oder Muddy Waters sind einige der Musiker, die hier so überhaupt nicht zeitgemäß interpretiert werden. Johansens Stimme klingt wie die akustische Entsprechung seines furchigen, mürrischen Gesichts und die fünfköpfige Band swingt, rollt und schunkelt dazu auf rein akustischem Instrumentarium. An Highlights ist das Album reich, etwa der beschwingte Opener "Furry's Blues" oder die zum Sterben schöne Drogenballade "My Morphine". Ein gelungenes Tribut an längst verflossene Tage, als das Leben noch eine direkte und ungefilterte Erfahrung war. [pg: @@@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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