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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #317 vom 28.10.2002
Rubrik Tipp der Woche

Lemon Jelly "Lost Horizons"

OrganicLoopedElectroFolk – Ein elektronisches Meisterwerk mit Gefühl
(CD, LP; XL)

Es gibt wenige Schallplatten, die mich bislang so überzeugt haben, sowohl akustisch, als auch von der Covergestaltung her – man muss es einfach mal gesehen haben! Erst mit vollständigem Aufklappen entfaltet die Hülle ihre ganze (traurige) virtuelle Schönheit. Sie umschließt die wohl angenehmste Reisebegleitung, die ich mir vorstellen kann. Egal, ob ich mich tatsächlich fortbewege, oder in Gedanken reise! Die Musik trägt über grüne Wiesen, vorbei an Bäumen hin zu den ersten Siedlungen, bis in die Stadt, die tags wie ein Schatten, nächtens aber wie ein scheinbar strahlender Juwel den Horizont verschlingt. Diese Musik geht tief, bis an kindliche Gefühle heran, die ihren Höhepunkt nicht erst in dem Lied "Nice Weather For Ducks" erfahren, einem Remix der englischen Fassung von "Alle meine Entchen". Doch findet diese kindliche Entdeckungsreise ein jähes Ende mit "Experiment Number Six", das die sterile, fast klinische Welt irgendwelcher seltsamen Versuche akustisch umsetzt; vielleicht das schrägste Lied auf dem Longplayer, der ansonsten mit scheinbar beschwingt einfachen Melodien aufwartet.
Immer wieder fühle ich mich wundervoll zurückversetzt in die Zeit von Captain Future. Wie aufregend neu 'damals' Vieles war – wie grau und alltäglich erscheint es heute? Aber genau um diese verschollenen Horizonte geht es, sie werden hier wie mit einem sanften Kuss erweckt. Seht neugierig auf die Schönheit dieser Welt, aber tut etwas gegen die schleichende Zerstörung!
Dieses Hörerlebnis ist nur schwer als pure Elektronik zu beschreiben, auch wenn immer wieder das eine oder andere Sample markant aufblitzt, und natürlich mit effektreichen Loops von Nick Franglen und Fred Deakin, die hinter Lemon Jelly stehen, nicht gegeizt wird. Der Klang dieser 60-minütigen Darbietung wird begleitet von einem sehr trockenen Schlagzeug, akustischen Gitarren und unkonventionell eingesetzten Sounds (Slide-Guitar, diverse Blasinstrumente oder Chöre). Dazu wechseln trippige Downbeats mit schnelleren Grooves, die nie stressen, und orchestrale Flächen breiten ihre imaginären Arme aus, um darin zu versinken – wirklich wundervoll!!
Gerade als Vinyl mit diesem Cover hinterlässt "Lost Horizons" einen bleibenden Eindruck. Ich sollte mal wieder einen Drachen steigen lassen... [hüklüt: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a109673


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