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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #321 vom 25.11.2002
Rubrik Texte - lesen oder hören

Samuel Shem / Norbert Schaeffer "House Of God"

Hörspiel – Halbgötter in Weiß oder: Raus aus meiner Notaufnahme!
(Audio Verlag)

"Der Patient ist derjenige, der krank ist." Ganz sicher kann man dieser Aussage in dieser furiosen Geschichte über Ärzte in einem renommierten Bostoner Krankenhaus nicht sein. Protagonisten der medizinischen Höllenfahrt sind Roy Basch, Chuck, Potts und andere junge Kollegen, die im "House Of God" ihr erstes Praxisjahr verbringen. Was mit viel Enthusiasmus und hippokratischem Brimborium beginnt, ist bereits am Abend des ersten Tages Makulatur. "Wenn du keine Temperatur misst, stellst du auch kein Fieber fest." In der Art von "Catch 22" (Joseph Heller) oder "M.A.S.H." (Richard Hooker) werden Abgründe, Kehrseiten des – nicht nur amerikanischen – Gesundheitssystems und Auswüchse der modernen Gerätemedizin vorgeführt. Der Schock sitzt tief; die Erkenntnis schimmert klarer als ein Kontrasteinlauf. Und mit dem verbreiteten Vorurteil, Weißkittel würden heilen, wird auch gleich aufgeräumt. Endgültig. Denn: "Ärztliche Betreuung besteht darin, sowenig wie möglich zu tun."
Die bitterböse Satire mit tiefschwarzem Humor, makabren Untertönen, Insider-Details aus dem alltäglichen Medizinerbetrieb, lässt alle Masken und Hemmungen fallen. Das ist witzig, zynisch, ätzend, ironisch, unverblümt, anarchisch, aber auch liebevoll, menschlich, verständnisvoll. Allerdings ist es ziemlich wahrscheinlich, dass man nach diesem Stoff keinem Arzt mehr traut, kein Krankenhaus freiwillig betritt – schon gar nicht als Patient. In der pointierten wie bewusstseinserweiternden Hörspieladaption von "House Of God" sprechen Ulrich Noethen, Gereon Nußbaum, Daniel Berger, Andreas Grothgar, Katharina Palm, Jens Wawrczeck, Hans Peter Hallwachs, Effi Rabsilber, Beatriz Hernandez u.v.a. Der gleichnamige Roman des Arztes und Psychiaters Stephen J. Bergman (alias Samuel Shem) wurde übrigens bei Erscheinen prompt zum handfesten Skandal, geriet auf den Index, wurde zum Geheimtipp, dann zum Bestseller. Noch schlimmer erging es der Verfilmung durch Donald Wyre ("Der Entertainer"): Der Streifen gilt in den USA als unerwünscht und landete ohne Kino- bzw. TV-Einsatz sofort in den Archiven. Ist eben ein freies Land... [gw]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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