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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #358 vom 15.09.2003
Rubrik Tipp der Woche

Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys "Morphium"

"Die letzte Feier des Lebens vor dem Tod" – abgründige und nur scheinbar harmlose Schlager der 20er- und 30er-Jahre
(CD; Roof)

Dem Glanz der vergangenen Jahre nachzuspüren ist schick. Neben Max Raabe und Götz Alsmann ist auch der Schauspieler Ulrich Tukur der Zeit der possierlichen Liebeslieder verfallen, der Zeit der schmissig-verruchten Schlager, mit denen übertüncht wurde, dass der Tanz auf den Abgrund zuging. Doch Tukur und seine Rhythmus Boys erliegen nicht dem falschen Glanz der Musik der 20er- und 30er-Jahre, wenn sie mit Tango und Walzer, im Foxtrott- und im Schlagerrhythmus die Wirkungen der Rauschmittel besingen. Sie zeigen mit dem morbiden, langsamen Walzer "Morphium" von Mischa Spolianksy oder dem apokalyptischen "Fox Macabre" von Friedrich Hollaender auch die abgründige Kehrseite der aufgesetzten Fröhlichkeit. Das längst abgenudelte "La Paloma" wird zu einer unheimlichen Reise über das nebelverhangene Meer, Peter Kreuders schmissiges Lied "Traummusik" zu einem unheimlichen Ritt durch die Finsternis, und das oft geträllerte "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" lässt hier durch seinen dämonischen Chor erschauern. Effektvoll lebt die singende Säge als charaktervolles Instrument genauso wieder auf wie seliger Geigenklang und schmelzender Chorgesang, ein schwelgerisches Akkordeon und skurrile Geräusche. Ein berauschender, mit zeitgemäßen Akzenten versetzter Ausflug zur Musik von gestern. [ms: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a110917


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