Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #362 vom 13.10.2003
Rubrik Neu erschienen

Nigel Kennedy / Antonio Vivaldi "Vivaldi"

Die vier Jahreszeiten – revisited
(CD; EMI Classics)

Als Nigel Kennedy vor 14 Jahren den altbackenen und ausgelutschten "Vier Jahreszeiten" neues Leben einhauchte, schamlos die Tempi verschärfte und aus dem behäbigen Barockwerk eine Art "Heavy-Metal-Classics-Konzept-Album" machte, spuckten Kritiker Gift und Galle und das Publikum war entzückt. Kennedy war unüberhörbar ein Meister seines Fachs und dennoch spielte er unverkennbar "anders" – laut, schnell, pathetisch, er benahm sich rotzfrech auf der Bühne und hob sich auch in Interviews so wohltuend vom festgefahrenem Klassik-Betrieb ab, dass er einfach ein Star werden musste. Ganz gleich, wie viel Marketing-Kalkül auch dahinter steckte, das 'Produkt' Kennedy war 1989 bei den "Vier Jahreszeiten" richtig erfolgreich. Was lag also näher, als nach einigen halbgaren oder halberfolgreichen Alben den Erfolg einfach wiederholen zu wollen?
Doch so einfach ist das alles heuer nicht mehr – Kennedy ist weder jünger geworden, noch ist seine Art Violine (Fiddle, wie er sagt) zu spielen so neu und unverbraucht wie seinerzeit. Längst hat eine neue Generation von Instrumentalisten seine Anstöße aufgenommen und so versucht Kennedy 2003 Vivaldis "Vier Jahreszeiten" nicht mehr als Selbstinszenierung zu spielen, sondern als Summe seiner Betrachtungen und Entwicklungen, das Selbstplagiat damit zumindest teilweise vermeidend.
Zu dieser fast schon konventionellen Einspielung der "Vier Jahreszeiten" (ergänzt durch zwei weitere Violinekonzerte des roten Priesters) trugen bestimmt auch die selbstbewussten und selbstsicheren Musiker der Berliner Philharmoniker bei, die sich von Kennedys Glorie bestimmt wenig beeindrucken ließen. Einzig das Ergebnis will mich nicht so hundertprozentig überzeugen, denn ohne den üblichen Kennedy-Wahnsinn (oder meinetwegen nur der Hälfte davon), fehlt der Einspielung die individuelle Note und macht aus diesem Album bestenfalls eine weitere gute Einspielung der "Vier Jahreszeiten", nicht aber den Erdrutsch der Ersteinspielung aus dem Jahre 1989. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a111070


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite