#384 vom 05.04.2004
Rubrik Neu erschienen
Fendt "Cortina"
Slow-noise-pop – mal kitschig, mal beinahe kreischend
(CD; Redwinetunes)
Traktoren sind entweder Hilfsmittel, mit denen die schweren, technikbegeisterten Jungs ihre Schollen dressieren (so sieht sie die aktuelle Werbung des gleichnamigen Herstellers von Landschaftsbearbeitungsgeräten), oder sie sind die nützlichen Gerätschaften, mit denen der kontemplative Bauer meditativ Spiralen in den Boden zieht. Fendt haben sich für die Zen-Variante entschieden und spielen lange, so ruhige wie redundante Songs, die sich langsam entwickeln. Sie leben – wahrscheinlich beschaulich – im bayerischen Traunstein und haben anders als die Farmer Boys offensichtlich keine frustrierte Sau rauszulassen.
Das Portishead-Cover von "Roads" zeigt die Richtung an, und gerne würden sie so wie Sigur Rós klingen. Aber Fendt sind Homemade – von Text und Gesang über den Klang von Schlagzeug und Violine bis hin zu den Arrangements. Sympathische Kellermusik, die man daher besser mit den Schweizer Sportsguitar und ihrem bewusst "billigen" Klang vergleicht, deren schon zu ihren Frühzeiten anachronistisch-verschrobenen Songs immerhin von Subpop 'entdeckt' wurden. Das war Anfang der Neunziger, und bis heute sind sie nicht über eine kleine Fangemeinde hinausgekommen.
Heute kriegen Fendt Achtungspunkte für liebenswerte Verschrobenheit. Beim nächsten Album kommt vielleicht noch einer für Intensität dazu. [ms: @@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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