[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #388 vom 10.05.2004
Rubrik Texte - lesen oder hören

Ulrike Haage / Ulrike Voswinkel "Exakte Vision. Helen Hessels 'Jules & Jim'"

H̦rspiel РJe ne regrette rien oder: Der Strudel des Lebens
(Sans Soleil)

Mann und Geliebter. Verführung. Seitenwechsel. Spiel, Satz, Sieg. Zumindest für einen kurzen Augenblick. "Exakte Vision" nennt Helen Hessel diese spielerischen Machtspiele um ihre Lieben. Nach Elementen der Tagebuchaufzeichnungen ("Journal d'Helen") entsteht in dieser wunderbaren Hörspielproduktion von Ulrike Haage (Musik, Regie) und Ulrike Voswinkel (Libretto) die andere Seite von "Jules und Jim". Eine Geschichte, die in der Wirklichkeit begann, in Tagebüchern ihre Fortsetzung nahm, Stoff für Romane lieferte und als Film (von François Truffaut) um die Welt ging. Dies hier ist der akustische Vorfilm aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur Helen/Catherine.
Haage und Voswinkel gelingt ein faszinierender Perspektivwechsel der bekannten Geschichte. Sie machen neugierig auf die Biografien der Beteiligten dieser Liebe zu dritt zwischen Welt- und Liebeskriegen. Lebensfreude und lustvolle Eindampfung gängiger Moralvorstellungen, die Melancholie durch Fröhlichkeit, Schmerz durch Freude ausgleicht. Meret Becker ist eine umwerfende Helen Hessel. Judith Engel, Katharina Franck, Andreas Grothgar, Tonio Arrango und Mathias Matschke stehen dem in ihren kleineren Rollen nicht nach. Besonderes Lob geht bei diesem filmischen Szenario an die absolut betörende Musik: Flügel, Schreibmaschine, Elektronik (Ulrike Haage), Klangskulpturen (Meret Becker). [gw]

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