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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #411 vom 08.11.2004
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #39

Kalt ist es geworden, nass und grau und ungemütlich. Traditionell ist die Vorweihnachtszeit aber auch jene Zeit, in der die letzte große Welle an Veröffentlichungen des Prog-Sektors heranrollt. Vor allem das mittlerweile wohl größte Prog-Label InsideOut hat sich mächtig ins Zeug gelegt und noch einmal einen ganzen Batzen an Prog-Scheiben rausgehauen. Auch die kleineren Label haben noch einige interessante Alben veröffentlicht, so dass diese und wohl auch die nächste Ausgabe mit genügend Material daherkommen sollten. Wie immer gilt auch dieses Mal: Viel Spaß beim Lesen & keep on proggin'. [sal]


California Guitar Trio "White Water"

Akustik – Das CGT in bewährter Form
(CD; InsideOut)

Mit ihrer unglaublichen Virtuosität und ihrer unnachahmlichen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, Spontaneität und Gewissenhaftigkeit, Respekt und Frechheit, spielt sich das California Guitar Trio auf ihrem neuen Output "White Water" einmal mehr durch 400 Jahre Musikgeschichte (von Bach bis zu den Doors) und macht dabei wieder einmal alles richtig.
Freilich, niemand wird nach 13 Jahren Bandhistorie, sieben Alben und unzähligen Gigs noch wirklich etwas revolutionär Neues von den Herren erwarten (von denen übrigens kein einziger aus Kalifornien stammt), originell und aufregend ist ihre Musik aber auch auf diesem Album und somit ein weiteres Kleinod in ihrer Diskographie. [sal: @@@]


Frogg Café "Frogg Café"

JazzRock – Das Debüt nun remastered und mit einem Bonus Track versehen (2001)
(CD; Progrock)

Vielleicht nicht ganz so vielschichtig wie das kürzlich besprochene Zweitwerk "Creatures", aber bestimmt nicht minder brilliant, ist nun das Debüt der US-Band Frogg Café erstmals als reguläre Pressung erhältlich, digitally remastered und sogar mit einem Bonus Track versehen. Vorher gab es dies nämlich nur im Selbstvertrieb als CD-R.
Musikalisch ist "Frogg Café" in schon ziemlich ausgereifter Form jener herrlich unaufgeregte, verspielte Jazzrock (teilweise instrumental, teilweise mit Gesang), der locker über die Genregrenzen zwischen Prog, Jazz und Folk hin- und herwechselt und der primär einfach nur als gut gemachte, gut komponierte und gut dargebotene Musik daherkommt.
Derweil Frogg Café schon am dritten Studio-Album arbeiten, ist dieses Re-Release ein willkommener Filler (und deutlich mehr als nur ein Filler); der ideale Abschluss eines erfolgreichen Jahres für die Froggies. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Neal Morse "One"

Progressive Rock – Der Ex-Frontmann von Spock's Beard wütet weiter als Evangelisten-Progger
(CD, 2CD; InsideOut)

Zusammen mit dem Bassisten Randy George und Dream Theater-Drummer Mike Portnoy macht der christlich geläuterte Neal Morse auf "One" genau dort weiter, wo er mit "Testimony" aufgehört hat. Das ist, bei aller Sympathie für seine Verdienste um den Prog in den 1990er Jahren, nicht viel mehr, als ein mehr oder minder geglücktes Selbstplagiat mit einem exzellenten Drummer, denn Portnoy ist das eigentliche Highlight des Albums: Irgendwo zwischen Spock's Beard, einem Disney-Soundtrack, allen relevanten Prog-Bands der 70er Jahre und einer behutsam vorgetragenen Sonntagspredigt, entwickelt "One" nicht wirklich eigenes Profil. Viele Melodielinien werden zum dritten oder vierten Mal recycled, viele Ideen aus dem Morse'schen Bastelkoffer für Progrock klingen so vertraut, so abgegriffen, dass dem Album völlig der Charme der frühen 'Bärte'-Alben fehlt.
Sicher, wer 'more of the same' sucht, wird hier gar nicht einmal schlecht bedient; wer auch nur ein Fitzelchen Fortschritt sucht, kann sich "One" sparen. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Dream Theater "Live At Budokan"

Progmetal – Live-Statement der letzten Tour
(3CD; Rhino)

Es ist ja mittlerweile schon fast normal, dass Dream Theater zwischen den Studioalben immer wieder Doppel- oder Dreifach-Live-Alben veröffentlichen. So gesehen ist "Live At Budokan" nicht wirklich eine überraschende Veröffentlichung. Überraschend ist nur das hohe Niveau, auf dem hier durch die Highlights der Dream Theater-Diskographie gerockt wird. Das klingt alles noch ein wenig brachialer und wilder als im Studio; da das Album vorzüglich aufgenommen wurde und die Stimmung der Gigs in Japan recht gut wiedergibt, kann man beim Anhören ein gutes Stück der Faszination dieser Band nachvollziehen.
Ende November wird auch eine DVD erscheinen, die das Konzert dann noch adäquater wiedergeben wird. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Pain Of Salvation "BE"

Konzeptalbum – Philosophie oder einfach nur moderner Prog
(CD; InsideOut)

Konzeptalben galten in den 1970er Jahren als das Größte, was eine Band zustande bringen konnte, heute werden sie gerne von Kritikern zerfleischt und vom Hörer ignoriert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich das Konzept von "BE" verstehen muss, um mich mit der Musik auseinander zu setzen, deswegen verzichte ich mal auf eine philologische Analyse des Inhalts.
Musikalisch bietet "BE" trotz zähem Anfang ein paar wirklich sehr intensive, sehr beeindruckende Momente. Daniel Gildenlöw, Mastermind der schwedischen Formation, zieht alle Register und bereichert seine ohnehin schon emotionalen Kompositionen mit einem wohlarrangiertem Kammerorchester. "Iter Impius" z.B. ist schlichtweg das bewegendste Stück, das ich dieses Jahr gehört habe. Insgesamt ist der Sound des Albums sehr variabel: Gospel, Progmetal, Folk, Progrock, Balladen – es steckt vieles in "BE". Ja, das Album hat einige Momente, die ich wirklich nicht für vollends gelungen halte und wo ich mir gewünscht hätte, Gildenlöw hätte sie anders gelöst. Wenn ich dennoch eine hohe Wertung ansetze, dann sollte dies Indiz genug sein, wie großartig die gelungenen Passagen meiner Meinung nach geraten sind. "BE" ist nicht perfekt, aber mit wirklich perfekten Momenten. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Blackfield "Blackfield"

Progressive Rock – Neues vom Porcupine Tree Frontmann Steve Wilson
(CD; Snapper)

Schon etwas länger auf dem Markt, aber anlässlich der anstehenden Tournee durch den deutschsprachigen Raum doch noch beachtens- und erwähnenswert, ist das neueste Projekt des Porcupine Tree-Bosses Steve Wilson, der bei Blackfield, zusammen mit Aviv Geffen, einem der bedeutendsten israelischen Rockmusiker, feinsten Prog alter Schule zelebriert.
Derweil Wilson bei Porcupine Tree neuerdings weniger gediegene, dafür härtere Töne anschlägt, dominieren bei Blackfield die ruhigen, elegischen Sounds, wie etwa auf Porcupine Tree's "Lightbulb Sun". Im Spätsommer veröffentlicht, entfaltet "Blackfield" aber erst jetzt seine ganze Poesie in zehn ganz zauberhaften Songs. Zwei so außergewöhnlich talentierte Musiker werde ich mir im Dezember gerne live ansehen (und anhören).
Die Termine: 3.12.2004 Berlin, 4.12. Hamburg, 5.12. Köln, 6.12. Bochum, 7.12. Aschaffenburg, 8.12. Karlsruhe, 9.12. CH-Pratteln. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


The Tangent "The World That We Drive Through"

Progressive Rock – Der zweite Streich des All-Star-Projekts
(CD; InsideOut)

Das Debüt "The Music That Died Alone" war eine der positiven Überraschungen des letzten Jahres im Prog-Sektor. Unbeschwert und mit viel wohlwollender Ironie musizierten sich Flower Kings-Chef Roine Stolt, Parallel Or 90 Degrees-Leader Andy Tillison und ihre Mitstreiter durch drei Generationen des Progressive Rock. Der Erfolg des Debüts ermutigte die Musiker, das Projekt nun fortzuführen (mit einer personellen Veränderung). "The World That We Drive Through" ist dem Vorgänger nicht ganz ebenbürtig, zumal auch der Überraschungseffekt wegfällt. Es ist dennoch kurzweiliger, altmodischer Prog mit vielen Reminiszenzen an die Canterbury-Szene um Bands wie Soft Machine, Caravan und Hatfield & The North. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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