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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #440 vom 13.06.2005
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #44

Mitten im Juni scheint sich der Sommer immer noch nicht so recht zu trauen. Ob das noch etwas wird? Wie gut, dass man als Musikfreund gerade vor der vermeintlich schönsten Jahreszeit mit vielen guten Neuerscheinungen eingedeckt wird, auch im Bereich des Progressive Rock gibt es jede Menge Spreu und Weizen. Hier nun ein Überblick über aktuelle Neu- und Wiederveröffentlichungen. Wie immer gilt auch dieses Mal: Viel Spaß beim Lesen.
PS: Wie schon in der letzten Ausgabe erwähnt: Vergesst nicht am 26.6.2005 das mit Sicherheit spannende "Freakshow Artrock Festival" in Würzburg. [sal]


Frameshift "An Absence Of Empathy"

ProgMetal – Ambitioniertes (und gelungenes) Konzeptalbum
(CD; Progrock)

Das Debütalbum von Frameshift "Unweaving The Rainbow" sang noch Dream Theater-Frontmann James LaBrie ein. Für den zweiten Streich holte sich Mastermind Henning Pauly (Chain) den ex-Skid Row-Vokalisten Sebastian Bach ans Mikro.
"An Absence Of Empathy" ist ein Konzeptalbum über die Abgründe menschlicher Gewalt. Entsprechend düster und aggressiv ist die Musik ausgefallen und es ist das Verdienst der sehr facettenreichen Stimme Bachs und der klischee-vermeidenden Kompositionsarbeit Paulys, dass "An Absence Of Empathy" nicht an einem solch prätentiösen Konzept zerbricht. Dazu kommt Paulys technisch brillantes Gitarrenspiel, welches aufregend und dennoch nicht so vordergründig angeberisch daherkommt, wie bei anderen Könnern seiner Zunft. Generell kann man sagen, dass trotz der starken Persönlichkeiten, die hinter diesem Album stehen, "An Absence Of Empathy" kein bisschen wie die Zusammenarbeit zweier Solisten wirkt. Frameshift ist eher das Ergebnis aller Beteiligten (Autoren inklusive), die sich auf das Wesentliche konzentriert haben: Das bestmögliche Umsetzen eines ambitionierten Storyboards in Wort und Ton. [sal: @@@@]


Kaipa "Mindrevolutions"

RetroProg – Auf alt getrimmtes Prog-Puzzle
(CD; InsideOut)

Nein, auch das dritte Album der schwedischen Kultformation Kaipa kann mich nicht versöhnen, im Gegenteil: Exakt dieselben Punkte, die ich schon als Kritik für das Vorgängeralbum "Keyholder" angeführt habe, stören mich auch auf "Mindrevolutions". Da wäre zum einen die erschreckend schlechte Sängerin Aleena (die wie eine Esoterik-Ausgabe von Bonnie Tyler klingt), zum anderen ist es dem Album deutlich anzuhören, wie berechnend wohl erprobte Versatzstücke des Genres zusammengesetzt wurden. Das geht bei "Mindrevolutions" noch weiter als auf der eh schon sehr mäßigen "Keyholder"; so weit, dass von durchgängigen Kompositionen kaum noch die Rede sein kann.
"Mindrevolutions" ist mir viel zu lieblos. Die beteiligten Szenegrößen Roine Stolt und Jonas Reingold (The Flower Kings), Patrik Lundström (Ritual), Morgan Ågren (ex-Frank Zappa) und Kaipa-Mastermind Hans Lundin sollten es allesamt besser können. Um zumindest so etwas wie 'Prog vom Reißbrett' einzuspielen, bedarf es doch mehr Sorgfalt und Inspiration. [sal: @]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Little Atlas "Wanderlust"

Prog – Vielschichtiges Album der US-Band
(CD; Progrock)

Mit "Surface Serene" hatte die in Miami ansässige Band Little Atlas die Messlatte für künftige Alben ziemlich hoch gelegt. Der locker-flockige Mix aus alten und neuen Einflüssen ging ins Ohr und verhalf Little Atlas in der Szene wenn nicht zum großen Durchbruch, dann doch zumindest zu einer gewissen Beachtung.
Die Leichtigkeit ist nun auf "Wanderlust" vielleicht etwas dahin, dafür haben Little Atlas noch einmal in Sachen Professionalität zugelegt: Die variabel gehaltenen Elemente sind nun stimmiger zusammengefügt. Damit stehen sie in der Tradition von Bands wie Spock's Beard oder den Flower Kings. Stücke wie "Weariness Rides" oder "The Prisoner" gehören kompositorisch zur allerersten Güteklasse und so ist es schon etwas traurig, dass das gesamte Album unter einer etwas unsauberen Produktion und für meine Verhältnisse zu matschigem Sound leidet. Wenn Bandkopf Steve Katsikas das auf dem nächsten Album wieder besser hinbekommt, dann könnte das Quartett noch größere Popularität erlangen. [sal: @@@]


Poor Genetic Material "Free To Random"

Musicscapes – Ruhige, angenehme Melodien
(CD; Quixote)

In Erwartung des vierten und letzten Teils des Poor Genetic Material-Zyklus über die Jahreszeiten (bisher erschienen: "Summerland", "Leap Into Fall" und "Winter's Edge") recycelte das instrumentale Kerntrio der südwestdeutschen Formation auf "Free To Random" remixtes und ergänztes instrumentales Material aus den Jahren 1998-2000, das bis dato nur auf CD-Rs veröffentlicht worden war.
Poor Genetic Material entwickelten seinerzeit den Gedanken der Soundscapes weiter, ergänzten die sphärischen Klänge mit Melodien, so dass man von Musicscapes sprechen konnte. Kompositionen wie "Two" oder "Four" sind in ihrer Schlichtheit einfach nur sehr bezaubernd: Gerade hier merkt man, dass die Neusichtung und Überarbeitung dem alten Material gut getan hat.
Wer auf der Suche nach ruhiger, melodiöser Instrumentalmusik ist, der wird mit dieser Scheibe bestens bedient. "Free To Random" ist ein perfekter Soundtrack für ruhige, meditative Momente. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Dream Theater "Octavarium"

Progmetal – Die Meister erfinden sich wieder neu und geben sich keine Blöße
(CD; Elektra)

Die unbestrittenen Meister des Progmetal haben es sich auf ihrem neunten Studio-Album (dem achten mit Sänger James LaBrie, deswegen wohl der Titel) wieder einmal zur Aufgabe gemacht, den Sound der Band neu zu definieren, ohne auch nur auf ein Markenzeichen der Band zu verzichten.
Nachdem vor allem ihr Vorgängeralbum "Train Of Thought" extrem hart und irrwitzig virtuos (= schnell) daherkam, legt das New Yorker Quintett nun wieder mehr Gewicht auf Melodien und vielschichtigere Kompositionen. Für einige Tracks holte man sich sogar ein Orchester ins Studio.
Das Ergebnis ist nun nicht gerade das kompromissloseste Album von Dream Theater, wohl aber das abwechslungsreichste. Was der Band seinerzeit mit dem überkommerziell angelegten "Falling Into Infinity" 1997 gründlich misslang, ist auf "Ocatavarium" in Perfektion zu hören. Ein Album, das aufgrund seiner Bandbreite auch jene Prog-Fans überzeugen könnte, denen die bisherigen Alben schlichtweg zu laut, zu schnell oder zu technisch waren. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Ray Wilson "Live"

Singer/Songwriter & Prog – Die letzte Stimme von Genesis ist live am besten
(2CD; InsideOut)

Ray Wilson war der letzte Sänger bei Genesis (auf dem Album "Calling All Stations"), ein exquisiter Sänger auf einem sinkenden Dampfer. Auf seinem Solodebüt "Change" und dem Nachfolger "The Next Best Thing" bewies er durchaus eigene Songwriting-Qualitäten, ohne sich groß darum zu kümmern, in welchem Genre er gerade wilderte. Dennoch hatte ich stets den Eindruck, dass die Studioalben nur einen begrenzten Teil seiner Musikerpersönlichkeit offenbaren konnten.
Auf dem vorliegenden Live-Doppelalbum zeigt Ray Wilson nun sein gesamtes stimmliches Können. Auf zwei randvollen CDs interpretiert Wilson viel Material seiner ex-Bands Genesis (von "Lovers Leap" bis "Shipwrecked") und Stiltskin ("Inside"), aber eben auch viel eigenes Material seiner Soloalben, das nun unverkrampfter und natürlicher daher kommt. So wird "Live" zum bisher besten Solo-Output des Sängers aus Edinburgh und zum idealen Einstieg in dessen Diskographie. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Van Der Graaf Generator "The Least We Can Do Is Wave To Each Other / H to He Who Am The Only One / Pawn Hearts"

Klassischer Prog – Die verkannten Genies remastered, erster Teil (1970-1971)
(CD; Virgin)

Es mag am überraschend großen Interesse am Comeback-Album "Present" liegen, dass nun alle Van Der Graaf Generator-Alben in insgesamt drei Staffeln wiederveröffentlicht werden. Den ersten Teil dieser Remasters bilden die drei frühen Alben "The Least We Can Do Is Wave To Each Other" (1970), "H to He Who Am The Only One" (1970) und ihr Meisterwerk "Pawn Hearts" (1971), jeweils sorgfältigst remastered und mit Bonus-Tracks versehen.
Vor allem das Remastering hatten die Alben bitter nötig. Die ersten Veröffentlichungen wurden seinerzeit recht lieblos auf CD gepresst. Endlich sind die einzelnen Instrumente transparent und klar voneinander getrennt. Gerade bei den ekstatischen Instrumentalpassagen, bei denen sich viele Parts übereinander legen, war das bisher nicht der Fall. Soundmäßig klangen die verkannten Genies der Hoch-Zeit des progressive Rock nie besser.
Darüber hinaus gibt es nun reich bebilderte Booklets mit ausführlichen Linernotes und interessanten, z.T. unveröffentlichten Bonus-Tracks, die Einblick in die Entstehungsgeschichte der Songs geben. Eine vorbildliche Wiederveröffentlichungsreihe. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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