[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #472 vom 13.02.2006
Rubrik Neu erschienen

Martin Stadtfeld / Johann Sebastian Bach · Robert Schumann "Kleine Stücke"

Klassik – Der deutsche Glenn Gould
(CD; Sony Classical)

Der 1980 in Koblenz geborene Pianist Martin Stadtfeld gilt derzeit als das größte Talent der deutschen Klassikszene. Seine Neigung zu Bach und seine unorthodoxe Art der Interpretation, legen den Vergleich mit dem kanadischen Ausnahmepianisten Glenn Gould (1932-1982) nahe. In der Tat birgt Stadtfelds Spiel, seine intelligente Deutung der Bach'schen Strenge und Disziplin, viel vom Geist Goulds. Nicht umsonst debütierten beide mit den sonst eher sperrigen "Goldberg Variationen".
Auf seiner neuesten CD "Kleine Stücke" interpretiert Martin Stadtfeld Klavierminiaturen von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Robert Schumann (1810-1856), zweier Komponisten also, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Der eine vollständig der kompositorischen Strenge und Ästhetik verpflichtet, der andere ganz vom Geist der Romantik und deren Empfindsamkeit durchdrungen. Beiden Komponisten wird Stadtfeld gerecht: Bach spielt er nicht ohne die nötige Strenge, doch auch quasi dreidimensional, rhythmisch variierend, ganz im Stile des jungen Rebellen Gould; Schumann hingegen erklingt bei Stadtfeld zart und zerbrechlich, einfühlsam und introvertiert. So wird er diesen beiden Extremen der Klavierliteratur gerecht und etabliert sich, gerade auch durch seine Wandlungsfähigkeit bei Schumann, als einer der interessantesten neuen Pianisten, der den medialen Rummel um seine Person künstlerisch rechtfertigt. [sal: @@@@]

Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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