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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #486 vom 29.05.2006
Rubrik Live - Musik spüren

Neko Case in Hamburg, Foto: Helge Buttkereit

Neko Case, 18.5.2005, Hamburg, Fabrik

Die gute Tat des Ted Nugent

Kann jemand wie der Waffenlobbyist Ted Nugent der Musikszene noch etwas Gutes tun? Kaum möglich. Aber so recht konnte er auch nichts dafür, dass sein Name für einige Zeit im Mittelpunkt des Konzerts von Neko Case in der Hamburger Fabrik stand. War der Auftritt bis kurz vor "Hold On, Hold On" konzentriert, musikalisch hervorragend und stimmlich (wie immer) brillant, wurde es dann lustig bis (ein wenig) albern. Nachdem Gitarrist Paul Rigby ein paar Takte von Nugents "Dog Eat Dog" angestimmt hatte, stieg Backgroundsängerin Rachel Flotard ein, scherzte über Nugent, der nur wenige Tage später in der Fabrik auftrat, und Case machte mit. Das allgemeine Lachen auf der Bühne hielt sich noch in Grenzen, schnell beruhigte sich die sechsköpfige Band wieder und alle fanden zum Ernst der Musik zurück. Im ersten Zugabenblock vor "John Saw That Number" legte Flotard dann aber noch einen drauf. Die Witze wurden härter und Case verlor die Fassung. Von Lachkrämpfen geschüttelt ging das Intro zum Song völlig daneben. Erst mit der Anweisung an das Publikum ("Ihr schaut runter, ich nach oben!") gelang es, den Gospel-Song in ihrer unnachahmliche Art zu singen. Ted Nugent war vergessen.
Anderthalb Stunden zog Neko Case das Publikum in der leider nur mäßig gefüllten Fabrik in ihren Bann. Kaum einer redete, wenn es einmal ganz ruhig auf der Bühne wurde. Vielmehr war die gespannte Erwartung vor jedem noch so leisen Ton zu spüren. Die Band tat das ihre dazu. Nachdem Case vor drei Jahren auf ihrer ersten kleinen Deutschland-Tournee nur mit zwei Begleitmusikern auf der Bühne stand, sorgen nunmehr neben den Genannten noch Background-Sängerin Flotard, ein Gitarrist sowie ein Drummer für die musikalische Untermalung ihrer Songs zwischen Folk, Country und Rock. Besonders bei "Dirty Knife" oder dem Dylan-Cover "Buckets Of Rain" kommt das ausgefeilte, perfekt abgestimmte Arrangement zum Tragen. Aber auch die typischen Country-Noir-Titel "Deep Red Bells" und "Furnance Room Lullaby" klingen frisch wie am ersten Tag und dabei immer auch ein wenig geheimnisvoll. Im Mittelpunkt steht immer die einzigartige Stimme von Neko Case, klar und bestimmt dominiert sie den Abend.
Für die Hauptdarstellerin endete das Konzert wie immer am Merchandising-Stand. Den größten Erfolg des Tages feierte sie dort: Sie konnte "the cutest shirt I've ever seen" ergattern. Im Tausch gegen zwei ihrer eigenen Produkte erhielt Case von einer Frau aus dem Publikum das heiß begehrte T-Shirt. Bewunderung bei Flotard und der großartigen Support-Sängerin Catherine Irwin (Freakwater). Großer Jubel bei Case. Ein wenig kindisch ist sie eben doch. Auch wenn gerade kein Ted-Nugent-Poster ihre Aufmerksamkeit erregt. [hb]


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