Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #480 vom 10.04.2006
Rubrik Neu erschienen

Cassandra Wilson "Thunderbird"

Pop-Blues-Jazz: Fette Beats und leiser Blues
(CD; Blue Note)

Eine Stunde saß ich 1996 mit 'der besten Sängerin Amerikas' im Kölner Hyatt zusammen, kurz nach Erscheinen ihres genialen Pop-Jazz-Albums "New Moon Daughter". Damals erzählte sie von ihrer Angst vor der 'Jazz Police', die ihr Popsongs wie "Last Train To Clarksville" vielleicht nie verzeihen würde. Dies erzählte ich später Al Jarreau, der Zähne zeigte und laut rauslachte: "Die Jazz Police? Was für ein Scheiß!" Aber ihr war es ernst. Sie, die im Jazz groß geworden war, aber von Herzen Bob Dylan, Joni Mitchell und James Taylor verehrt, wollte dies auch zeigen dürfen, ohne in den USA ihre 'credibility' als Jazzerin zu verlieren. Und so schob sie mit "Travelin' Miles" ein Tribut an Miles Davis hinterher, coverte dann auf "Belly Of The Sun" allerdings wieder James Taylor und Bob Dylan, machte auf "Glamoured" auf diesem Weg weiter. Stillstand drohte. Denn seit "New Moon Daughter" hatte sie nur wenig an ihrem inszenierten Intim-Sound verändert: Stilisiert, akustisch, mit feinem Freiraum für ihre kraftvolle, erotisch-laszive Bluesstimme.
Jetzt liefert Cassandra Wilson mit "Thunderbird" fette Beats ab! Und: Leisen Blues im Duo mit einer E-Gitarre. So poppig war sie noch nie Рh̦chst anspruchsvoll ist sie geblieben.
Sie bringt das Kunststück fertig im ersten Track "Go To Mexiko" nach Moby zu klingen, um im fünften Track mit Gitarrist Colin Linden das Traditional "Red River Valley" zu präsentieren, als befände sie sich im Jahre 1927. In "Lost" zupft nur Tom Waits' Gitarrist Marc Ribot die Saiten, während Cassandra Wilson den langsamen Jazzsong mit laszivem Atem nah am Mikro schmachtet. Der Effekt ist zerschmetternd!
Produziert hat Altmeister T-Bone Burnett. Neben Marc Ribot spielt auch noch Blues-Popper Keb Mo seinen Sechssaiter, der gute alte Jim Keltner knallt am Schlagzeug, wo ich zuerst eine fette Drum Machine vermutete. Insgesamt fühlt sich "Thunderbird" trotz teils extremer Bässe akustisch an, denn Reginald Veal zaubert am Kontrabass. So hat Cassandra Wilson nun doch noch eine weitere Seite Ihres Schaffens aufgeschlagen. Ich hoffe nur, wir hören ab sofort beispielsweise den Track "Tarot" auch mal im Radio. [vw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114390


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite