Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #484 vom 15.05.2006
Rubrik Frisch aus den Archiven

Kinky Friedman "They Ain't Makin' Jews Like Jesus Anymore"

Zappaesker Country-Pop mit Bob Dylan, Eric Clapton, Ron Wood uvm.
(CD; Bear Family)

Der jüdische Texaner Richard 'Kinky' Friedman (*1944) galt in den 1970ern als der 'Zappa des Country', tourte mit Bob Dylan, spielte zur Inaugurations-Feier von Bill Clinton. Der schrieb ihm als Präsident dann aus dem Weißen Haus: "Kinky schick mir mehr! Ich brauche was zum Lachen!" Denn Friedman war inzwischen Krimiautor geworden. Einer der besten und witzigsten des Genres.
Und das war er selbstverständlich auch als Musiker: Einer der besten und witzigsten. Endlich sind zumindest zwei von Kinkys sagenumwobenen Alben mit seiner Band, den Texas Jewboys, aus den 1970er Jahren neu erschienen: "They Ain't Makin' Jews Like Jesus Anymore" (original von 1974) und "Lasso From El Paso" (original von 1976) kommen auf einer CD. Unter den Musikern illustre Gäste wie Eric Clapton, Bob Dylan, Mick Ronson, Dr. John, Roger McGuinn, Lee Sklar, Ron Wood, T-Bone Burnett und ein Dutzend weiterer.
Sein satirischer Country zielt vor allem auf die Südstaatler, zwischen denen Kinky Friedman als Jude und Sohn eines Universitätsprofessors aufgewachsen ist. Er beginnt seine Attacke mit coolen Sprüchen wie "Es ist nur ein kleiner Schritt aus der Limousine in die Gosse" und Songtiteln wie "Wenn der Herr eine Tür schließt, öffnet er ein kleines Fenster". Oder "Heute gibt es keine Juden wie Jesus mehr", wo er den sogenannten Konservativen ihren Hass auf Juden, Schwarze und Homosexuelle in einen Kneipendialog packt: Kinky zeigt: Kein Jude lässt sich heute mehr ans Kreuz schlagen, im Song haut er dem Südstaatler eins in die Fresse.
Mehr gegen den Rassismus: In "Wild Man From Borneo" singt Kinky über einen schwarzen Mann im Käfig, der als Attraktion im Zirkus präsentiert wird.
Doch dann bringt Friedman auch eine poetische Comic-Nummer, die klingt als wäre es der beste Song, den Leonard Cohen niemals schrieb: "Popeye The Sailorman".
Die CD selbst bringt im fetten Booklet alle Texte zu den 25 Songs mit und einen faktenreichen Begleittext aus der Feder von Colin Escott (März 2005). Plus abgedrehte Fotos en masse.
Zurück bleibt pures Staunen über die Kreativität und aufrichtige Kraft dieses Mannes mit der obszönen Zigarre. Nicht Bill Clinton. Kinky Friedman. Nicht Michel Friedman. Kinky Friedman. Und jetzt wechselt Kinky erneut sein Fach: Zur Politik zieht es ihn. Gouverneur von Texas will er werden. Die Kampagne läuft auf Hochtouren. [vw: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114505


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite