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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #487 vom 05.06.2006
Rubrik Tipp der Woche

T-Bone Burnett "The True False Identity"

Singer/Songwriter – Avant-Pop mit extrem vielschichtiger Tiefe
(CD; DMZ/Columbia)

Über Bob Neuwirth war er als junger texanischer Gitarrist bei Bob Dylans Rolling Thunder Revue gelandet: "Keiner von uns war danach noch dergleiche", schreibt Joseph Henry 'T-Bone' Burnett im neuen Vorwort zur Wiederauflage des immer noch exzellenten Buchs von Sam Shepard "Rolling Thunder - Unterwegs mit Bob Dylan" (S. Fischer, 2005). Danach formierte T-Bone Burnett mit den 'Revue'-Mitgliedern David Mansfield und Steven Soles The Alpha Band (1976-78). Es folgten zuerst regelmäßig, dann eher sporadische Solo-Alben, das letzte, "The Criminal Under My Own Hat", war 1992 erschienen; Kritiker und nur wenige Insider delektierten sich an seinen oftmals von eigenwilligem Humor geprägten, intelligent-komplexen Songs und Stories. Während er als Produzent immer gefragter wurde (u.v.a. für Elvis Costello, Counting Crows, K.D. Lang, Roy Orbison, Ralph Stanley, The Wallflowers, Gillian Welch, Cassandra Wilson und nicht zuletzt Soundtracks wie "O Brother, Where Art Thou?" oder "Cold Mountain") fühlte er selber als Sänger und Songschreiber nichts mehr zu sagen zu haben.
Die Stoffsammlung für die bildreichen Texte und enigmatischen Wortspielereien auf "The True False Identity" begann vor zwei Jahren, in einem Zelt im Wald, in das sich T-Bone Burnett für einen Monat zurückgezogen hatte. Als Songs Form annahmen, 'castete' er sich eine Band aus den beeindruckendsten Musikern, die ihm während der letzten Jahre im Studio begegnet waren, darunter die meist gleichzeitig agierenden Drummer Carla Azar, Jay Bellerose und Jim Keltner, Dennis Crouch am Kontrabass, Marc Ribot (g) sowie Burnetts Frau Sam Phillips (b-voc). Der Funke sprang: Innerhalb von nur vier Wochen war eine Fülle von Aufnahmen im Kasten. Um den geheimnisvollen, perkussiven Sound zu erreichen, der ihm vorschwebte, brauchte der Perfektionist allerdings noch ein Jahr zum endgültigen Mixen und Editieren des Materials.
"The True False Identity" fasziniert schon beim oberflächlichen Ersthören und offenbart bei eingehender Beschäftigung ein Panoptikum an Details: Hypnotische Voodoo-Grooves, Marc Ribots expressiver Gitarren-Extremismus und bildreiche Texte, die mitunter fast schon Brecht'sche Züge tragen. T-Bone Burnetts Meisterwerk? Zumindest ein Exempel an Sorgfalt und Tiefe, zu der Pop-Musik auch heute noch fähig sein kann.
PS: Wer hier Lust auf Mehr bekommt (was sehr leicht passieren kann): Zeitgleich erblickt eine 2CD-Retrospektive namens "Twenty Twenty - The Essential..." das Licht der Welt, die T-Bone Burnett in den Liner Notes folgendermaßen kommentiert: "This is the way I wanted to close the book on these songs from a dead man, and open the book on the new life I am beginning after forty years of wandering in the desert." [bs: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a114623


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