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[ << | Inhalt ]Ausgabe #504 vom 02.10.2006
Rubrik Frisch aus den Archiven

Lee 'Scratch' Perry "Panic In Babylon"

Dub/Reggae/Elektro – genialer outer-space Mix (2004)
(CD; Narnack)

Ehrlich: Konzerte mit Perry sind manchmal schon ein wenig abstrus und anstrengend, so dass ich beim letzten Gig sogar das Weite suchte. Auch sind es nicht immer die besten Scheiben, die aus den Rauchschwaden um Lee 'Scratch' Perry den Weg in die Player schaffen. Aber wenn, Leute, dann geht es gewaltig ab.
Auf dem aktuellen Re-Release hält Perry sich beim ersten Track "Rastafari" noch an alte Traditionen, also entspannter Roots-Sound. Doch schon bei "Purity Rock" zünden die Triebwerke. In wenigen Sekunden wissen wir: Next Stop Planet Dub. Es blubbert der Bass bis es im Bauch kribbelt, bis der magisch-monotone Gesang Perrys für Gänsehaut sorgt, umrankt von 1a Bläser- und Orgelsets. So zeigt der Altmeister wie man den Roten Teppich rockt. Als habe Haile Selassie einen Planeten für seine Jünger gefunden, wild im Universum treibend, und die Hofmusiker riefen zum Fest.
Ab jetzt gibt es keinen Halt mehr. "Pussy Man", ebenso dubbig wie durchgeknallt-spacig, ist die Ansage Perrys an alle Rapper und DJs sich warm anzuziehen. Der in "Fight To The Finish" eingesetzte Vocoder könnte nicht besser platziert sein, wo er doch im Pop so oft nervt. Nachfolger "Voodoo" kommt straight aus dem All, und könnte aktueller wie magischer nicht sein. In allen Gazetten ist es zu lesen: Die Gemeinde der Voodoo-Anhänger in Europa wächst unaufhörlich, während unsere Gesellschaftsgestalter hilf- und fassungslos sind ob der Sehnsucht nach mystischer Beratung. Unbelievable Mr. Perry!
Dann der Titeltrack "Panic In Babylon". Rainford Hugh Perry alias Lee 'Scratch' Perry, gestartet als Gambler, Dancer und Straßenarbeiter, ruft seinen Anspruch auf den Platz unter den Besten seines Faches einmal mehr hinaus. Man glaubt es ihm aufs Wort, wenn er jenen, die ihn geschnitten haben, cool "I'm the Upsetter!" entgegnet.
So ließe sich die ganze Scheibe durchdeklinieren: "Perry's Ballad" beispielsweise, ein Besuch auf Planet Perry; "I Am A Psychiatrist", gespickt mit Selbstironie und Spiegelungen voller Ernst, in dem die Hand zur Heilung gereicht scheint. Oder "Inspector Gadget 2004" alias Cyborg Perry, gefolgt vom schrägen "Are You Coming Home?"; ein dubxelentes "Baby Krishna" über die sich ändernde Zeit; Lee's great "Greetings" und letztlich "Devil Dead Live".
Die 2006er Version kommt nicht nur in einem schöneren Papp-Digi-Cover im LP-Look, sondern beinhaltet zusätzlich eine Bonus-CD. Auf ihr findet sich das Ergebnis einer geräuschvollen Session zu "Panic In Babylon" mit DJ Spooky und Dave Sitek mit leichten Anklängen von Industrial. Hinzu kommen noch zwei rare Versionen von "Purity Rock": Vocal Version und Instrumental. So pflegt man Tradition.
"Panic In Babylon" war und ist ein Meilenstein von den ersten Sekunden an. Da braucht es weder seitenlanges Lamentieren über die Spuren des Meisters im Laufe seines 70-jährigen Lebens, noch ellenlange Listings seiner Erfolge. Respekt. [om: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a115050


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