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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #526 vom 19.03.2007
Rubrik Texte - lesen oder hören

Manfred Gregor "Die Brücke"

Hörbuch – Volker Lechtenbrink erhielt für diese Lesung den Deutschen Hörbuchpreis 2007
(5CD+1DVD; Hörkultur)

Volker Lechtenbrink, Jahrgang 1944, war für mich immer einer, der mal Schlager gesungen hat und plötzlich auf Theater-Intendant macht. Doch er ist auch einer der sieben jungen exzellenten Schauspieler, die in Bernhard Wickis Film "Die Brücke" (1959) als Hitler-Jungen ihr Leben für die Verteidigung einer Brücke – erst gegen US-amerikanische Soldaten, dann gegen Wehrmachtssoldaten – aushauchen. Ein paar Tage vor Kriegsende. Einer der tiefgehendsten Filme gegen den 2. Weltkrieg und den Krieg überhaupt. Bitte nicht verwechseln mit "Die Brücke von Arnheim" (1977).
Der Verlag Hörkultur nahm für die aktuelle Lesung der 1958 erschienen Romanvorlage von Manfred Gregor jetzt ausgerechnet Volker Lechtenbrink. Und deichselte es dann so, dass die Lesung auf fünf CDs plus einem 6. Silberling erschien, dem Filmklassiker auf DVD. Da schließt sich ein Kreis.
Dass Volker Lechtenbrink dann unter der Regie von Walter Adler, dem renommiertesten Hörspiel-Regisseur hierzulande, im Studio ein Feuerwerk an dialogischer Kraft hinlegte, war nicht zu erwarten. Lechtenbrink heult, säuselt, leiert, krakelt, brüllt, flüstert, atmet. Seine einzigartige Stimme prickelt auf der Haut. Der Deutsche Hörbuchpreis 2007 für den "besten Interpret" prangt als wohlverdiente Auszeichnung auf der dezenten Cartonage. Dass das Buch eine wesentlich feinere Erzählstruktur hat als der Film, kommt als zusätzliche Überraschung: Während die Jungs auf der Brücke kämpfen, erleben wir in einzelnen Rückblenden ihre harte, rührende oder auch schlüpfrige Vorgeschichte.
Mich verblüffte auch der Autor, denn "Die Brücke" basiert auf Erlebnissen Manfred Gregors. Im April 1945 hatte er sich als Sechzehnjähriger zum 'Volkssturm' in seiner Heimatstadt Bad Tölz zu melden. Am 1. Mai wurde er zusammen mit zwei anderen Jungen in einer Verteidigungsstellung an der Isarbrücke positioniert. Er flüchtete aus der Stellung, nachdem er versucht hatte, die beiden anderen Burschen von der Sinnlosigkeit ihres Auftrags zu überzeugen. US-Amerikaner übernahmen in der Nacht die Kleinstadt. Am Morgen kehrte Manfred Gregor zur Brücke zurück. Die beiden Burschen lagen tot da, als eine ältere Dame im Vorübergehen die Leichen bespuckte. [vw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a115664


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