Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #550 vom 03.09.2007
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #66

Die heutige, eher kurz gehaltene Prog-Corner (nur vier Rezensionen gab es zuletzt in #27!) ist sozusagen nur ein Intermezzo vor dem Herbst mit seinen zahlreichen (hoffentlich) interessanten Neuveröffentlichungen.
Keep on proggin... [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Deadsoul Tribe "A Lullaby For The Devil"

ProgMetal – Neues Album der Band von Devon Graves, dem ehemaligen Vorsteher von Psychotic Waltz
(CD; InsideOut)

Bisher waren die Alben, die Devon Graves (aka Buddy Lackey) unter dem Bandnamen Deadsoul Tribe hauptsächlich im Alleingang einspielte, wahrlich nicht schlecht, aber die meisten zündeten einfach nicht bei mir und, was noch viel schlimmer wog, die Musik darauf wiederholte sich. Böse Zungen behaupteten gar nicht mal zu Unrecht, dass Graves immer wieder den selben Song aufnahm. Das konnte selbst dem devotesten Fan auf Dauer ein wenig zu dröge werden.
Glücklicherweise klingt "A Lullaby For The Devil", das mittlerweile fünften Album, das Graves wiederum vorwiegend im Alleingang eingespielt hat, entscheidend anders. Wie auf den beiden Vorgängern "The January Tree" (2003) und "The Dead Word" (2005) wird er lediglich von Adel Moustafa an den Drums unterstützt. Doch endlich verlässt Graves seine monotonen Sound- und Kompositionsstereotypen (er selbst nennt es "Tribal Metal") und baut stattdessen endlich neue Ideen, neue (und altmodische) Sounds, neue (und altbewährte) Strömungen ein. Das Ergebnis klingt dann auch gleich viel packender und überzeugender, als fast die gesamte Rest-Diskographie dieser 'Band'. Moderner ProgMetal erster Güteklasse!
Deadsoul Tribe sind endlich (wieder) da, wo sie dem Talent nach hingehören: in die Riege der wichtigsten Bands des Genres. [sal: @@@@]


Gösta Berlings Saga "Tid Är Ljud"

(Instrumental) Prog – Schwedische Wertarbeit
(CD; Transubstans)

Hierzulande sind die Schweden von Gösta Berlings Saga nahezu unbekannt, was sich bei der Qualität dieses Albums vielleicht peu à peu ändert: Das Album "Tid Är Ljud" bietet (im positiven Sinne) solideste schwedische Wertarbeit.
Sie selbst sehen ihre Wurzeln in der experimentellen, ultra-progressiven Bewegung (was auch immer das sein mag), Prog-Hörer werden im ersten Moment in der Szene wohlbekannte Bands wie Änglagård, Anekdoten und Trettioåriga Kriget assozieren wollen. Das extensiv eingesetzte Fender Rhodes Piano klingt aber bei weitem nicht so düster, sondern im Gegenteil stellenweise richtig jazzig, zumindest aber relaxt: Gösta Berlings Saga kommen zweifelsohne lockerer daher als die üblichen düsteren Gesellen Skandinaviens. Das Leichte und Verspielte des Stockholmer Quartetts assoziere ich dann auch eher mit einigen italienischen Bands der 1970er, etwa Arti & Mestieri oder Picchio Dal Pozzo, doch in Wirklichkeit hinken alle Vergleiche: Gösta Berlings Saga bieten einen für skandinavische Bands geradezu sensationell eigenständigen Sound.
Eine höchst unterhaltsame, fast einstündige Instrumental-Scheibe zwischen Retroprog, Psychedelia, Canterbury und leichten RIO-Anklängen: So etwas gerät einem wahrlich nicht alle Tage in die Finger. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Jethro Tull "Live At Montreux 2003"

Folkrock/Prog – Ian Anderson und seine eigene Coverband
(2CD; Eagle Rock)

Wie tief kann eine ehemals große und großartige Band sinken, wenn sie den Zeitpunkt verpasst rechtzeitig aufzuhören? Ian Andersons Genre-Kollegen von Yes und Emerson, Lake & Palmer hätten doch abschreckend genug wirken müssen, wenn es darum geht, sich im Alter die verdienten Lorbeeren aus glorreichen Tagen mit peinlichen Live-Dokumenten zu ruinieren, aber offenbar war das nicht abschreckend genug: Die Selbstdemontage einer weiteren Speerspitze des Progressive Rock ist offenbar unvermeidlich.
Jethro Tull, seit Jahren ohnehin nur noch eine Art Coverband ihrer selbst mit der Gallionsfigur Ian Anderson als Gesicht und Kopf, präsentierte sich 2003 bei ihrem (einzigen) Auftritt beim Montreux-Festival in denkbar schlechter, fast schon provozierend abgebrüht lustloser Spiellaune, was allerdings nicht bedeutet, dass die Band routiniert und fehlerfrei spielte. Im Gegenteil! Anderson dagegen wirkt bei diesem Mitschnitt seltsam aufgekratzt und übermotiviert: Darunter leidet unüberhörbar sein Gesang, von dem eh schon nicht mehr viel Gutes zu berichten ist. Der Sound ist darüberhinaus matschig und dumpf, die Setlist (die Hälfte der Songs akustisch, die andere Hälfte elektrisch) ist quasi eine schnöde Best-Of-Zusammenstellung, die wir alle schon besser von Tull gehört haben; das Artwork ist selbstredend langweilig.
Kurzum: Nur der allerbeinharteste Fan, der alles von seiner Band haben muss, braucht dieses Album. Für alle anderen gilt: Finger weg!
Zeitgleich erscheint derselbe Auftritt als DVD. [sal: @]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Ritual "The Hemulic Voluntary Band"

ProgRock – Zwischen Rock, Folk, World Music und eingestreutem Jazz bis an die Grenzen zur Avantgarde
(CD; InsideOut)

"The Hemulic Voluntary Band" ist erst das vierte Studioalbum in der zwölfjährigen Bandgeschichte der schwedischen Formation Ritual. Dazu gesellte sich letztes Jahr lediglich ein von den Fans der exzellenten Live-Band herbeigesehntes Live-Doppelalbum: Anders als die meisten anderen Bands der Szene lassen es die Mannen um Frontmann Patrik Lundström langsamer angehen und bringen, ihrem Vierjahrestakt getreu, heuer ihr bisher ambitioniertestes Album auf den Markt.
Doch 'ambitioniert' bedeutet leider noch lange nicht 'gelungen' und so findet man auf dem Album neben wirklich guten Tracks wie "In The Wild", "The Groke" und vor allem dem überraschend starken Longtrack "A Dangerous Journey" (dem ersten der Bandgeschichte überhaupt) auch erschreckend Banales wie "Waiting By The Bridge", kitschiges wie "Late In November" und vor allem den nervigen, verkrampften Opener "The Hemulic Voluntary Band", der dem Album auch den seltsamen Namen gab und der mit seinem Mumins-Zitat auch verantwortlich ist für das völlig verunglückte Artwork.
Fazit: Licht und Schatten auf dem neuen Ritual-Album. Sicher, viele neue Ideen, aber leider nicht alle ausgereift oder überzeugend dargeboten. Hörenswert ist das Album (mit den genannten Abstrichen) aber dennoch allemal. [sal: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite