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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #555 vom 08.10.2007
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #67

Statt großer Vorreden heute mal ein Konzerthinweis, der mir besonders am Herzen liegt:
Am 19. und 20.10.2007 findet in Würzburg die 2. FreakParade statt. Dies Festival will auch in seiner zweiten Auflage sowohl mit exzellenten, arrivierten Bands, als auch mit deutschen Nachwuchs-Acts dem Prog-Fan und dem breiten Spektrum der Szene ein ganz besonderes Forum bieten: Musikalische Raffinesse in freundschaftlicher, familiärer Atmosphäre.
Dieses Mal spielen die US-amerikanischen Avant-Metaller Sleepytime Gorilla Museum, die beste deutsche RetroProg-Band High Wheel neben den Würzburgern Lokalmatadoren Oeder und dem Multi-Instrumentalisten T sowie einigen Überraschungsgästen.
Kommet in Scharen, denn es wird bestimmt ein ganz besonderes Event. Wir sehen uns in Würzburg und keep on proggin'... [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Soft Machine Legacy "Steam"

Canterbury – Altherrenjazz ohne Dampf
(CD; Moonjune)

Ich hatte mich gefreut, als ich erfuhr, dass die alten Canterbury-Haudegen von Soft Machine sich als 'Soft Machine Legacy' wieder zusammenfanden und nach Jahrzehnten der Abstinenz und zahllosen Solo-Projekten dort wieder anzuknüpfen versuchten, wo sie seinerzeit, irgendwann Mitte der 1970er Jahre, aufgehört hatten. Spätestens nach dem aktuellen Album "Steam", dem zweiten Studioalbum nach der Reunion und dem ersten mit dem neuen Saxophonisten Theo Travis (der Stamm-Saxophonist Elton Dean verstarb im Februar 2006) muss man allerdings erkennen, dass die vier verdienten Solisten nichts anderes zustande bringen als Altherrenjazz: "Steam" ist etwas wahlloser Jazzrock, der nur an ganz wenigen Stellen das eigentliche Können und die eigentlichen kreativen Möglichkeiten der Musiker aufblitzen lässt, viel öfter aber in belangloses Gedudel abgleitet. Umso erstaunlicher, denn die aktuellen Veröffentlichungen der Solo-Projekte des verstorbenen Elton Dean ("Unbelievable Truth" von Elton Dean & The Wrong Object) und des Bassisten Hugh Hopper ("Numero d'Vol") sind deutlich energiegeladener, kompromissloser, innovativer.
Spart man sich die leichte Muse jetzt für das Flaggschiff Soft Machine [Legacy] auf und experimentiert nur noch abseits des großen Bandnamens? Das wäre wirklich ein fataler Irrtum, denn die Band würde schlichtweg ihre musikalische Relevanz verlieren. "Steam" ist auf keinen Fall eine Bereicherung der glorreichen Soft Machine-Diskografie: Ich empfehle die oben genannten Solo-Alben der (Ex-)Mitglieder. "Steam" ist nur ein laues Lüftchen. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Black Bonzo "Sound Of The Apocalypse"

Retro-Hard-Rock – Gelungene Zeitreise
(CD; Sensory)

Skandinavien ist das Mekka für den Freund retrograder Klänge: Kein anderer Landstrich bringt so viele gelungene Versuche hervor, den guten alten Sound der 1970er wieder aufleben zu lassen. Die Schweden von Black Bonzo (personell verbunden mit den ebenfalls stark RetroProg-orientierten Moon Safari) orientieren sich am 'Classic Rock'-Sound im Stil von Uriah Heep oder Deep Purple, aufgepeppt mit progressiven Einschüben a la Jethro Tull, Genesis oder Yes. Das Ergebnis "Sound Of The Apocalypse" ist, anders als der Titel vermuten lässt, keine düstere, schwermütige und pessimistische Scheibe, sondern im Gegenteil eine sehr unterhaltsame, rundum gelungene Zeitreise in eine längst vergangene, aber immer noch lebendige musikalische Galaxie. Die progressiven Anklänge sind dabei so geschickt verborgen, dass auch Mainstream-Hörer nicht durch allzu quere Tempi- und Modi-Wechsel verschreckt werden.
Rockfans aufgepasst: Wenn ihr die Nase von allen Nu-Blabla-Attitüden voll habt, dann rockt mit Black Bonzo. [sal: @@@@]


Canvas Solaris "Cortical Tectonics"

TechMetal – Flinke Finger und Hände aus Georgia
(CD; Sensory)

Canvas Solaris spielen auch auf ihrem dritten Album "Cortical Tectonics" unwiderstehlichen High-Speed-ProgMetal, gespickt mit technischen Höchst-Geschwindigkeiten und -Schwierigkeiten, gelegentlich unterbrochen von fast kontemplativen Momenten (!) in der Rhythmik. Dennoch dominieren flinke Takte und Taktwechsel: Es zeichnet das Trio aus Georgia aus, dass die Musik auf "Cortical Tectonics" dennoch nicht allzu steril und technisch wirkt, sondern dass die Kompositionen auch per se einen musikalischen Gehalt haben, einen musikalischen Plot und eine musikalische Dramaturgie wenn man so will: Die sechs Tracks sind nicht nur Träger für die individuellen Fertigkeiten der Ausnahme-Musiker.
Das Ganze gelingt meiner Meinung nach zwar nicht so exzellent wie auf dem Vorgänger "Penumbra Diffuse", aber immer noch gut genug, um als eines der besten Alben des Jahres auf diesem Gebiet zu gelten. [sal: @@@]


Sieges Even "Paramount"

ProgMetal/ProgRock – Deutschlands Aushängeschild in Sachen Prog
(CD; InsideOut)

Sieges Even galten vor ihrem überraschenden und exzellenten Reunion-Album "The Art Of Navigating By The Stars" (2005) als die beste deutsche ProgMetal-Band, die vor allem durch eine geradezu beängstigende technische Perfektion zu überzeugen wusste. Mit dem Einstieg des niederländischen Sängers Arno Menses änderte sich die Ausrichtung: Menses' charismatische Stimme rückte schon auf dem Vorgänger in den Vordergrund der Kompositionen, ein Trend, der sich auf dem neuen Album "Paramount" nun weiter verstärkt hat.
Das Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Album, das sowohl die alten Fans mit Sieges-Even-typischem ProgMetal bedient (und verwöhnt), mit ruhigeren, melodiösen, stark auf Menses zentrierten Kompositionen ("Eyes Wide Open"), aber auch einige neue Fans gewinnen könnte.
Sieges Even sind 2007 zweifelsohne so abwechslungsreich wie nie. Ob die Band sich in Zukunft noch mehr dem Prog-Mainstream annähert bleibt abzuwarten. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


The Flower Kings "The Sum Of No Evil"

RetroProg – Die Summe eines guten Albums
(CD; InsideOut)

Schrieb ich nicht im Zusammenhang mit der schwedischen Retro-Truppe Black Bonzo vom besonderen Talent der Skandinavier für altmodische Sounds? Die Speerspitze dieser bewussten Entscheidung für die musikalische Vergangenheit sind sicherlich The Flower Kings. Keine andere Band hat den Rückgriff auf die Vergangenheit so perfektioniert, wie die Mannen um Bandkopf Roine Stolt. Ihre Alben waren immer ein stilistischer Rückgriff auf die großen Vier (Emerson, Lake & Palmer, Genesis, King Crimson und Yes), allerdings zeigten die letzten Alben, namentlich "Adam & Eve" (2004) und "Paradox Hotel" (2006) deutliche Abnutzungserscheinungen. Retro allein genügt noch lange nicht, um das Herz eines Prog-Fans höher schlagen zu lassen. Die Alben klangen zunehmend nach dem Prog-Baukasten, uninspiriert, manchmal sogar peinlich.
Jetzt, wo schon keiner mehr damit rechnen konnte, legen die Flower Kings doch noch mal eine Scheibe vor, die beim Zuhören wirklich Spaß macht. "The Sum Of No Evil" ist das Album, das ich den Flower Kings nicht mehr zugetraut hätte: Der Sound ist wie immer retro, doch die Songs wirken nicht mehr wie blutleere, künstlich aufgeplusterte Prog-Stereotypen, sondern wie richtige Songs eine echten Band. Roine Stolt kündigt ja quasi für jedes Album an, dass es dieses Mal 'back to the roots' gehe, doch dieses Mal scheint der Vorsatz wirklich gut umgesetzt. Neben die technische Perfektion, die den Flower Kings selbst in ihren lahmsten Momenten niemand absprechen wollte, gesellen sich dieses Mal endlich wieder gute Songs, die nicht über Gebühr aufgeblasen wurden.
Weniger ist mehr: "The Sum Of No Evil" ist eine erfreuliche Rückkehr zu früheren Glanztaten. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Poor Genetic Material "Paradise Out Of Time"

ProgRock – Auf zu neuen Ufern
(CD; Quixote)

"New Phase" heißt der erste Song des nunmehr sechsten regulären Studioalbums der südwestdeutschen Progger von Poor Genetic Material. Und in der Tat: Nach Abschluss der Jahreszeiten-Tetralogie mit "Summerland" (2001), "Leap Into Fall" (2002), "Winter's Edge" (2003) und "Spring Tidings" (2006) wurde es Zeit für eine musikalische Neu-Orientierung. Und wohin es geht, deutete sich schon auf den letzten beiden Alben an: Stand früher der Klang, die Atmosphäre im Vordergrund, so wurde später Phil Griffiths' (ebenso Sänger bei Alias Eye) markante Stimme immer mehr das Epizentrum der Kompositionen.
"Paradise Out Of Time" ist zwar beileibe kein Alias Eye-Album, noch viel weniger ein Phil Griffiths-Album, doch deutlicher als auf allen Alben zuvor dominiert Griffiths den Sound der Band. Lediglich Stefan Glombs singende, mitunter bluesige Leadgitarre wird als Kontrapunkt gesetzt. Die Kompositionen sind vordergründig songorientierter denn je; die kleinen, vertrackten ('proggigen') Details erschließen sich erst bei mehrmaligem Hören: Was für eine listige Truppe!
Im Gesamteindruck ist "Paradise Out Of Time" das positivste, freundlichste Album der Band seit "Summerland". Eine Neuorientierung, keine Revolution, aber eine Evolution aus den vorigen Alben. Wer nicht auf komplett kopflastige Musik steht, der sollte an diesem Album viel Freude haben. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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