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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #577 vom 31.03.2008
Rubrik Neu erschienen

Karl Jenkins "Stabat Mater"

Klassik/Pop/New Age – Stabat Mater bombastica
(CD; EMI Classics)

Der walisische Musiker und Komponist Karl Jenkins (*1944) hat eine ziemlich bewegte (musikalische) Vergangenheit: In der 1970er Jahren verdiente er sich seine ersten Meriten bei den Jazz-Rock-Bands Soft Machine und Nucleus, um dann in den 1990ern den Coup seines Lebens zu landen: 1995 schreibt er für den Werbespot einer Fluggesellschaft den Song "Adiemus", benennt das Projekt nach der erfolgreichen Single und verkauft die bombastische Mischung aus New Age, Chorgesang, satten Orchesterklängen und einem Hauch keltischer Folklorer zwischen 1995 und 2003 millionenfach auf fünf Studio-Alben und diversen Best-Of- und Live-Compilations.
Sein neuestes Projekt, eine Adaption des katholischen Textes "Stabat mater", das bereits von zahllosen anderen Komponisten vertont wurde (unter anderem G. P. da Palestrina, A. Vivaldi, A. Scarlatti, G. B. Pergolesi, D. Scarlatti, J. Haydn, A. Dvořák, K. Penderecki, A. Pärt), geht noch einen Schritt weiter: Bei Adiemus stand der Pop-Charakter im Vordergrund, nun versucht Jenkins seine musikalischen Ansätze weiter in eine neo-klassizistische Richtung zu entwickeln, wobei er jedoch nicht auf Crossover-Anteile verzichtet: Neben dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und teilweise zwei (klassischen) Chören hört man immer wieder poppige (oder arabesque) Percussion und 'Ethnic Vocals'. Die Texte sind mal lateinisch, mal arabisch, mal englisch gesungen.
Das Ergebnis lässt sich zwiespältig deuten; niemand wird Jenkins ein Gespür für effektvolle Orchester- und Chor-Arrangements absprechen, doch en gros wirkt diese "Stabat mater" fast schon ein wenig blasphemisch auf mich: Mit bombastischen Soundeffekten (ein Genuss auf jeder High-End-Stereoanlage) kreiert Jenkins eher ein 'New Age meets Pop'-Opus mit klassischem Anstrich, als 'ernsthafte' klassische Musik. Das will er vermutlich auch gar nicht, denn Jenkins' "Stabat Mater" ist kein kitschiger, dilettantischer Schmock (immerhin!), sondern klug durchdacht und konzipiert, aber über alle Maßen overdone. Würde Hollywood die Passionsgeschichte aus der Sicht Marias drehen wollen, dann wäre dies der dazu passende Soundtrack im musikalischen Breitwandformat. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a116798


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