#584 vom 26.05.2008
Rubrik Neu erschienen
Bon Iver "For Emma, Forever Ago"
Jagdhütten-Folk aus Wisconsin nebst traumhafter Landschaft mit epischem Sonnenuntergang
(CD, LP; 4AD/JagJaguwar)
Bon Iver steht zunächst einmal für ein sprachliches Missverständnis. Korrekt geschrieben müsste es Bon Hiver heißen, was im Französischen guter Winter bedeutet.
Überhaupt Missverständnisse. "For Emma, Forever Ago" scheint irgendwie dafür gemacht. Was die Plattenfirma aus dem Debütwerk Justin Vernons (DeYarmond Edison) heraushört, hat der Künstler aus Wisconsin gar nicht hineingepackt. Eine Hommage an Mahalia Jackson, Sam Cooke oder Nina Simone ist jedenfalls nirgends zu entdecken. Vermutlich ein Missverständnis. Auch scheinen verzückte Presseohren Eigenschaften zu besitzen, die Normalbürgern verwehrt bleiben. Geniale Zeitlosigkeit klang bisher anders.
Meist nur begleitet vom besten Freund, einer Gitarre, singt Justin Vernon auf seinem Album in einem gespenstischen Falsetto (übrigens auch über Missverständnisse). Wem allerdings diese vokale Höhenluft – irgendwo zwischen Ein-Mann-Montanara-Chor und Sting – konditionsmäßig zusetzt, kann trotz traumhafter Landschaft mit epischem Sonnenuntergang nebst romantischer Einsamkeit und den Ereignissen rund um Lederstrumpfs Jagdhütte wenig anfangen. Der reduzierte traurige Folk des bärtigen Mannes bleibt ein Geheimnis mit entrückter Aura.
Aber vielleicht beruhen diese Zeilen ja auf einem weiteren Missverständnis und die neun Songs von "For Emma, Forever Ago" sind nur für diese eine Emma gemacht. [gw: @@]
Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:
<#674: Anaïs Mitchell "Hadestown"> [dmm: @@@]
<#673: The National "High Violet"> [bs:Â @@@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
Permalink: http://schallplattenmann.de/a116983