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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #585 vom 02.06.2008
Rubrik Texte - lesen oder hören

Ramón Chao "Ein Zug aus Eis und Feuer"

Bericht über ein außergewöhnliches Vorhaben für Interessierte an Kolumbien, Manu und Ramón Chao oder den French Lovers
(Buch; Edition Nautilus)

Es ist längst bekannt: Die Künstler- und Gauklergruppe um Manu Chao ist zwar am Ende ihrer Reise in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotà angekommen, ihr Ziel haben sie aber nicht erreicht. Mit ihrem bereits 1993 absolvierten Spektakel – einer Mischung aus Rock, Zirkus und Jahrmarkt – wollten sie das Augenmerk auf das marode Eisenbahnsystem des Landes und die gesellschaftlichen Verhältnisse lenken.
Der Trupp fährt durch von der Drogenmafia kontrolliertes Gebiet. Die Gewalt ist förmlich greifbar. Doch die Drogendealer, sie geben ihre Waffen natürlich nicht am Eingang ab, bleiben ruhig. Dafür versuchen die zur Bewachung eingesetzten Militärs das Equipment zu klauen.
Die Eisenbahn liegt heute noch genauso danieder wie damals und auch sonst hat sich vermutlich nur wenig geändert. Trotzdem ist die Lektüre des Chronisten Ramón Chao, der Schriftsteller ist der Vater des weltberühmten Musikers, auch 15 Jahre nach der nervenaufreibenden und strapaziösen Tour durch das südamerikanische Land vergnüglich. Und ganz sinnlos war sie vermutlich auch nicht: Selbst wenn die Künstler der armen Landbevölkerung schon keine Perspektive geben konnten, boten sie zumindest Abwechslung – und brachten möglicherweise sogar ein bisschen Hoffnung.
Ramón Chao mischt seine tagebuchartigen Eintragungen mit historisch-gesellschaftlichen Informationen über das Land. Er erzählt von der schwierigen Finanzierung, den prekären Reisebedingungen im oft entgleisenden Zug, vom langsamen Auseinanderbröckeln der Gruppe. Viele Mitglieder reisen vorzeitig ab, beispielsweise fast alle Bandmitglieder des Aushängeschilds Mano Negra. Ramón Chao glorifiziert den Einsatz der Truppe nicht, er bleibt Beobachter. Chao vermittelt aber, wie wertvoll die Begegnung mit den Künstlern für die Menschen war, deren Leben vom organisierten Verbrechen maßgeblich beeinflusst wird. In sympathisch nüchternem Duktus verschafft uns der in Frankreich lebende spanische Autor einen Einblick in die prekären Lebensbedingungen, zeigt Hoffnungslosigkeit und Leid – alles so alltäglich, dass es unseren Medien keine Nachricht wert ist. [noi: @@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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