Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #599 vom 22.09.2008
Rubrik Neu erschienen

Various "Love, Peace & Poetry. Chilean Psychedelic Music"

Polit-Rock & Psychedelic-Rock – Musik einer Generation, die einfach verschwand, oder: El temperamento melancólico
(CD, LP; QDK Media)

1973 drängten US-Konzerne darauf Präsident Allende zu stürzen. Mit Unterstützung der CIA gelang dies und die gewählte chilenische Regierung wurde durch eine rechtsgerichtete Militärdiktatur ersetzt, die gewillt war die Interessen der USA zu wahren. Der folternden und mordenden Militärjunta von Augusto Pinochet fielen etwa 3000 Menschen (vielfach Studenten und Schüler) zum Opfer, eine weit höhere Zahl landete in Gefängnissen; viele gelten heute noch als verschollen. Einer der Mitinitiatoren dieses Putsches zum Schutze von 'Demokratie und Menschenrechten' wurde übrigens Jahre später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet: Henry Kissinger.
Der Beginn der Diktatur bedeutete faktisch das Ende progressiver Rockmusik in Chile. Viele der Bands lösten sich auf, Musiker gingen in den Untergrund, flüchteten ins Ausland oder machten Bekanntschaft mit den Folterkellern der chilenischen Geheimpolizei. Was Beatniks, Woodstock, Summer of Love und psychedelische Musik bis zum Putsch in Chile auslösten, kann man in den vorzüglich ausgewählten 17 Songs auf "Love, Peace & Poetry. Chilean Psychedelic Music" hören.
"Yellow Moon" (1970) von Kissing Spell (später in Embrujo umbenannt) erinnert wegen seines Orgel-Intros an die Doors, "Foto De Primera Communión" (1971) von der Gruppe Los Jaivas verbindet elektronische Musik mit Andentradition (ohne dabei in Folklore zu versinken) und die Universitäts-Band Los Vidrios Quebrados steht mit ihrem psychedelischen Gitarren-Beat bei "La Primavera De Miss L.O'B." (1967) auf gleicher Höhe mit den Byrds. Carlos & Denise Corales sind mit ihrer Band Aguaturbia zweimal zu hören: mit der sinnlichen Exkursion "Erótica" (1969) sowie mit relativ schweren Gitarren bei der Coverversion von Ray Charles' "I Wonder Why" (1970). "Tu, Yo Y Nuestro Amor" (1973) von Tumulto überrascht mit space-igen Gitarren plus Santana-Touch, Escombros vermischen bei "Magnetism" (1970) Chicagos "25 Or 6 To 4" mit Einflüssen von Jimi Hendrix bis Jethro Tull. "La Realidad" (1973) kommt vom ersten Album der Studenten-Band Sacros, das nach Veröffentlichung sofort vernichtet wurde. Gleiches geschah mit den Master-Bändern zu Antonio Smiths Projekt Congregación, von welchem der Song "Cuantos Que No Tienen Y Merecen" (1972) stammt. Die Junta war weder an Wahrheit, noch an Realität interessiert. Von "Kaleidscope Men", dem vielleicht schönsten südamerikanischen Psychedelic-Rock-Album überhaupt, ist der Song "La Muerte De Mi Hermano" (1967) und die Musiker von Los Mac's erinnern darin an eine große Inspirationsquelle: "Sgt. Pepper's" von den Beatles.
Die hier vorgestellte Produktion gehört übrigens zu einer inzwischen auf zehn Folgen angewachsenen musikalischen Zeitreise zwischen Love & Peace und psychedelischen Alternativen, die es als Klappcover-Ausgaben auch für Vinyl-Freunde gibt – alle eine Entdeckung wert. [gw: @@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117348


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite