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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #606 vom 10.11.2008
Rubrik Neu erschienen

The Neil Cowley Trio "Loud Louder Stop"

Jazz – Evolutionsbeschleuniger schlägt Moppelkotze
(CD; Cake)

Jetzt mal nur so unter uns gesagt: Viele Klavier-Trios klingen in meinen Ohren wie Moppelkotze. Sie verursachen bei mir eine veritable Maulwüste. Da muss ich beim Konzert viel Bier trinken, um das zu ertragen. Obschon ein Krampfadergeschwader (will heißen: eine Ansammlung älterer Herren), wirken nur drei lebende Jazz-Klavierhelden auf mich wie eine Orgasmusblaupause: Als da wären Ketil Bjørnstad, Jacques Loussier und Keith Jarrett, jeweils in klassischer Trio-Besetzung. Alle drei sind pianistische Grammatik-Luder und können es dabei sehr juckig knallen lassen.
Als könnte er auf die oben genannte Erzeugerfraktion monken, kommt jetzt der Brite Neil Cowley um die Ecke und seilt seine zehn Evolutionsbeschleuniger ab – kurz: legt sein neues Album "Loud Louder Stop" vor. Esbjörn Svenssons Himmelfahrt hat offenbar einen MySpace freigegeben, so breitet sich das Punk-Jazz Trio mit der Latte eines John Lurie und der Effizienz eines Taschendrachens auf der Rückseite des Mondes aus: Ich habe gelacht! Zu einem Jazz-Klavier-Trio. Nein, ich schiebe keine Filme, ich habe dem Neil Cowley Trio zugehört.
Und schon sehe ich die Jazzperten aus ihren Eierkneifern heraus einhandsegeln »zwar sei dieser Cowley sehr virtuos, entwickle aber seine Kompositionen vom Thema her sehr eingleisig«. Alles schon so profiliert gelesen. Diese Leute haben noch nichts vom Minimalismus in der Basilarmembran vernommen, dieser Art, eine melodische Aufrisszone ständig zu wiederholen und dabei leicht zu variieren. Das machte einen Michael Nyman zum Weltstar, einen Terry Riley mysteriös und einen Philip Glass, naja, bekannt, und revolutionierte als Techno seit den Loops von The Who und Kraftwerk die Popmusik – und dies faszinierende Verfahren nutzt eben auch das Neil Cowley Trio im Jazz. Rafft euch also auf und seid bereit für "Loud Louder Stop".
Warum das Trio mich bloß so poppig mesmerisiert? Ich kenne seine Bio und habe vielleicht Raffe: Neil Cowley spielte schon als 10-jähriger Kniebeißer Shostakovich in der Queen Elizabeth Hall, wechselte aber als 17-jährige Hormonlanze ins Pop-Geschäft und begeisterte die Plattenpräsidenten: Er dudelte mit Pop-Piratin Gabrielle, gehörte vier Jahre zu den Acid-Jazzern Brand New Heavies und parkte mit den Electro-Soulern Zero 7. Nach einigen Ambient-Alben, die ich nicht kenne, griff er sich dann die endgeilen Digger Richard ('shaven and tall') Sadler für den Kontrabass und Evan ('kiwi and bouncy') Jenkins für das Schlagzeug. Und eingetütet war das The Neil Cowley Trio! [vw: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a117523


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