#619 vom 02.03.2009
Rubrik Neu erschienen
Marissa Nadler "Little Hells"
Singer/Songwriter – Vorsicht bei traurigen Liedern und offenen Fenstern
(CD, LP; Kemado)
Das richtige Setting für Marissa Nadlers Alben besteht aus Dunkelheit, Sinnkrise und Alkohol. Dabei geht es weniger darum, dass auch ihr viertes Album "Little Hells" wieder extrem melancholisch geworden ist, als vielmehr um die gespenstische Distanz, die den Songs anhaftet. Große Hallräume auf Nadlers Stimme und spröde Songstrukturen entfernen die Lieder vom Hörer, machen sie aber trotzdem erfahrbar; wie eine Drahtbürste, die einem überraschend durchs Gesicht gezogen wird. Vielleicht ist in den eingangs erwähnten Situationen die reinigende Wirkung von Pein nicht zu unterschätzen und so steht man Nadlers kleinen Schmerzdämonen durchaus positiv gegenüber. Aber die Songs bohren so tief in die Seele, dass man leise hofft, sie mögen wieder gehen, wenn sich die Morgensonne über die Dächer schiebt.
Für alle, die das nicht mehr hoffen, hat Marissa Nadler auch eine Songzeile parat: »Flowers died alone, time ago, my friend.« Nichts für Sensibelchen. [dmm: @@@]
@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight
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