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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #621 vom 16.03.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören

Dmitry Glukhovsky "Metro 2033"

H̦rbuch РUngeheuer in Moskaus Untergrund
(6CD; Audio-Verlag)

Dass die Menschheit auf ihren Untergang zusteuert, meint jede Generation. Die Finanzkrise stimmt viele schon jetzt ein und hält die Arbeiterschaft in Angststarre. Schauen wir 1.000 Jahre zurück: Das Mittelalter verbreitete den Massenwahn, es gäbe eine Hölle und unterjochte analog ganze Gesellschaftsschichten. Die Aufklärung stellte intelligentere Visionen vor, die im 19. und 20. Jahrhundert reiften: Die Hölle auf Erden durch die Invasion Außerirdischer (H.G. Wells "Krieg der Welten"), einen Kometen, der die Erde vernichtet (H.G. Wells "In den Tagen des Kometen"), genetische Zuchtwahl, die zu Faschismus führt und die Liebe zerstört (Aldous Huxley "Schöne neue Welt"), ewiger Krieg, der die unterjochte Gesellschaft regierbar hält (George Orwell "1984") und zuletzt von Cormac McCarthy "Die Straße": Ein Vater irrt mit seinem Sohn und einer Pistole durch ein graues Niemandsland – die Hölle auf Erden.
In Cormac McCarthys Stoßrichtung tendiert auch Dmitry Glukhovskys Vorstellung einer Zukunft im Moskau des Jahres 2033. Hier hat ein atomarer Krieg alles Leben auf der Erdoberfläche vernichtet oder in schwarzhäutige Ungeheuer verwandelt. Einige tausend Menschen aber haben sich in das U-Bahn-Netz der Moskauer Metro zurückgezogen und dort neue Gesellschaftsformen gebildet. Der Teenager Artjom hat einst bei seinem ersten Besuch an der Oberfläche eine Luke nicht schließen können. Seither bedrohen die schwarzen Wesen der Oberfläche die Menschen der Metro. Artjom erhält den Auftrag, sich mit einer Nachricht durch das U-Bahn-Netz zu kämpfen, um zu retten, was zu retten ist.
Kollege Sergej Lukianenko lobt Dmitry Glukhovskys Roman als »ein großes phantastisches Epos«. Für mich das Beste war Vorleser Detlef Bierstedt, der es schaffte, trotz recht oberflächlicher Schilderungen, das Gefühl knochenschmerzender Einsamkeit, Leere und Schwärze durch seinen Stimmeinsatz zu vermitteln. Leider fehlt es "Metro 2033" an Gefühlstiefe, wie sie ein Cormac McCarthy allein durch kurze Dialoge erzeugen kann, und einem Schuss Phantasie: Zuviel bleibt in "Metro 2033" angedeutet. Der Ort, die Zeit, die Figuren hat Glukhovsky perfekt versammelt. Spielen aber lässt er sie nur manchmal. Als Jugend-Sci-Fi-Roman sehr gelungen, im Vergleich mit echten Meistern allerdings ein Buch unter vielen. [vw: @@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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