Hinweis: Ihr Browser unterstützt nicht alle grundlegenden Web-Standards, und deshalb sehen Sie diesen Hinweis und das Layout nur in Auszügen. Bitte verwenden Sie einen aktuelleren Browser.

Keine Anzeige
LogoSeit 1996: Aktuell und unabhängig!

[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #656 vom 14.12.2009
Rubrik Texte - lesen oder hören

Jane Austen "Stolz und Vorurteil"

Hörbuch – Bigotterien des gehobenen Bürgertums, 1813 lustvoll aufgedeckt
(4CD; Argon)

Nach der französischen Revolution war es soweit. Da konnte auch eine Britin wie Jane Austen (1775-1817) als Schriftstellerin ihre Gesellschaft einmal bloßstellen. Nicht punkig, nein, sondern mit feinem Witz und Wahrheiten, die sonst hinter scheinheiligen, bürgerlichen Konventionen zu verbergen waren.
So beginnt Jane Austen den vielleicht bekanntesten britischen Roman "Stolz und Vorurteil" mit einer Konvention der Zeit, die das gehobene, ländliche Bürgertum zu pflegen hatte: »Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringenderes braucht, als eine Frau!«
Und schon tauchen wir tief ein in die Welt der organisationssüchtigen Mutter Bennet, des wunderbar zynisch-reservierten Vaters, der reizend-intelligenten Tochter Elizabeth, die mit dem reichen, unverheirateten Mr. Darcy im Zentrum des Romans steht. Elizabeth sträubt sich gegen die Konventionen und will Mr. Darcy nicht heiraten; Mr. Darcy umgekehrt schätzt die vulgäre Familie Bennet nicht. Und doch lösen sich Schritt für Schritt, in prickelnder Annäherung, ihr Stolz und sein Vorurteil.
Vom Tag der Veröffentlichung im Jahre 1813 an ist "Stolz und Vorurteil" ein Bestseller. Interessant: 1796 hatte Jane Austen bereits eine erste Fassung des Romans in der Schublade und zwar als Briefroman.
Sicher ist "Stolz und Vorurteil" lieblicher als die Wucht eines deutschen Buchs, Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" von 1774, der eine Selbstmordwelle auslöste. Auch ist es lieblicher als Choderlos de Laclos' Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von 1782, der Frankreich erschütterte. Dennoch sind Jane Austens sezierende Beobachtungen einzigartig. Und wenige Jahre später schaute ein gewisser Charles Dickens ebenso sezierend auf die Unterschicht statt des gehobenen Bürgertums. Jane Austen nimmt hier eine anrührende Zwischenstellung ein.
Und eben dies intelligent-lustvolle Aufdecken der Bigotterien des gehobenen Bürgertums macht Vorleserin Eva Mattes hörbar. Sie ist die perfekte Besetzung, die die Rollen auslebt und ohne komödiantische Niggeligkeiten den spitzfindigen Witz und Flirt in ihre Silben einschweben lässt. Ungekürzt. Satt auf 10 CDs. Hören und genießen! [vw: @@@@@]


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a118438


(cc) 1996-2016 Einige Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/.

http://schallplattenmann.de/artikel.html
Sprung zum Beginn der Seite