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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #678 vom 14.06.2010
Rubrik Tipp der Woche

Tom Petty & The Heartbreakers "Mojo"

Rock – Redefinition der Heartbreakers durch kalifornizierte 60s- und Southern-Roots
(CD, 2LP; Reprise)

Auf dem ersten 'richtigen' Studioalbum von Tom Petty & The Heartbreakers seit "The Last DJ" (2002) schließen sich diverse Kreise: Der am 20.10.2010 sechzig Jahre alt werdende Petty, der hier übrigens gesanglich mitunter so jugendlich klingt wie auf den frühen Alben, bleibt zwar der maßgebliche Songwriter und teilt sich lediglich dreimal die Komponisten-Credits mit Gitarrist Mike Campbell; erarbeitet und quasi live mit einem Minimum an Overdubs eingespielt wurden die 15 neuen Stücke allerdings wie bei der Reunion der Heartbreakers-Vorläufer-Band Mudcrutch (2008): gemeinsam im zum Studio erweiterten Proberaum The Clubroom in Los Angeles, wo wiederum Ryan Ulyate trotz Digitaltechnik ein analog warmes und transparentes Sound-Mixing realisierte.
Einiges auf "Mojo" wirkt weniger elaboriert, eher entstanden bei lockeren Warm-Up-Jams der Band ("Running Man's Bible", "Let Yourself Go"), manches entwachsen aus und inspiriert von Campbells prägnantem, 60s- bis 70s-geschultem Riffing, das Petty als 'zweite Lead-Stimme' neben seinem Gesang stärker in den Vordergrund zitierte. Das trägt mal Züge von Einflussfaktoren wie J.J. Cale ("Candy"), Peter Green ("The Trip To Pirate's Cove") oder den späten Beatles ("Good Enough"). Bei "I Should Have Known It" trifft Led Zep auf Fleetwood Macs "Oh Well", "First Flash Of Freedom" klingt als würden die psychedelischen Byrds von "Eight Miles High" mit den Allman Brothers von "Whipping Post" fusionieren und "Lover's Touch" reminisziert rootsig den eigenen frühen Hit-Klassiker "Breakdown".
Aber auch die Southern Country-Blues-Roots des Band-Kerns schlagen deutlicher hörbar denn je zuvor zu Buche: Chess-inspiriert und nah an den Wurzeln wie zuletzt auch Bob Dylan shufflen "Jefferson Jericho Blues", "U.S. 41" oder "Takin' My Time". Die larmoyante Ballade "Something Good Coming" schließt als einziger Song an Pettys jüngere Kollaborationen mit Traveling Wilburys-Kumpel und Produzent Jeff Lynne an. Die nicht ganz alltäglichen Chararaktäre der typisch assoziativen Song-Kurzgeschichten offenbaren bisweilen ein untergründiges Geheimnis, sei's Präsident Thomas Jefferson, der heimlich mit einer schwarzen Bediensteten techtelmechtelt oder die Paranoia eines illegalen Einwanderers von der Polizei angehalten zu werden im Reggae "Don't Pull Me Over".
»More a polaroid than a painting« resümiert Petty im illustrativen Making-Of-Video zu "Mojo" auf seiner Homepage die jüngsten Band-Bemühungen, zu formativen Einflüssen zu stehen und dabei nicht so peinlich berufsjugendlich auf der Stelle zu treten wie manch andere der gleichaltrigen Kollegen. Diese Redefinition der mittlerweile seit gut vierzig Jahren existierenden Heartbreakers gelingt über weite Strecken, nicht zuletzt durch die glaubwürdig frische Konservierung ihrer Live-Qualitäten.
Trotz seines Facettenreichtums wird "Mojo" durch den homogenen Sound der Band zusammengehalten und empfiehlt sich nicht nur zum Einsatz dort, wo Tom Petty selbst am liebsten Musik hört, nämlich beim Autofahren. [bs: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


Permalink: http://schallplattenmann.de/a119048


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