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[ << | Inhalt ]Ausgabe #684 vom 16.08.2010
Rubrik Feature

Adam Green im Interview

Der New Yorker Songwriter Adam Green gilt als wichtigster Vertreter der so genannten 'AntiFolk'-Bewegung. Gerade in Deutschland kann der einstige Sänger der Moldy Peaches seit dem Beginn seiner Solokarriere 2002 auf eine treue Anhängerschaft bauen. Anlässlich seiner Deutschland-Tournee sprachen wir mit Adam Green über sein neues Album, Melancholie und Humor, die Würze der Kürze und sein Verhältnis zur Folk-Tradition.

Peter Gruner: Du hast Dein neues Album "Minor Love" als dein 'Scheidungsalbum' bezeichnet...

Adam Green: Nein, das stimmt nicht, das habe nicht ich gesagt. Ich habe gehört, dass Promotion-Material versendet wird, in dem das behauptet wird. Ich denke nicht, dass das Statement grundsätzlich falsch ist, aber ich gehe nicht herum und sage sowas. Es ist eigentlich auch nicht wichtig. Ich wurde geschieden, als ich das Album aufnahm. Aber ich glaube nicht, dass man diese Erfahrung gehabt haben muss um es zu verstehen.

Trifft das Klischee vom leidenden Künstler denn auf dich zu? Schreibt es sich leichter in so einer Situation?

Adam Green: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Auch ein Fünfjähriger kann interessante Musik schreiben. Aber ich glaube, dass hinter jedem interessanten Song ein intensives Gefühl steckt – was immer das auch bei der jeweiligen Person sein mag.

Musst Du in einer bestimmten Stimmung sein, um schreiben zu können?

Adam Green: Nein, das passiert immer anders. Es ist definitiv sehr gut, wenn man versucht sehr oft zu schreiben. Die guten Ideen kommen nur, wenn man sein Netz auswirft um zu sehen, ob man was fangen kann.

Faszinierend an Deiner Musik ist ja diese Mischung aus Melancholie und einem sehr schrägen Humor. In welcher Beziehung stehen diese beide Seiten zueinander?

Adam Green: Ein Teil von mir denkt, dass ich mich eben auf jede erdenkliche Weise präsentieren will. Ein anderer denkt, dass es gerade dieser Kontrast ist, der den Songs emotionale Tiefe verleiht. Und noch ein anderer Teil denkt überhaupt nicht darüber nach – das ist dann einfach der Adam-Stil.

Die Texte klingen sehr spontan. Wie lange brauchst Du für einen Song?

Adam Green: Normalerweise brauche ich ein paar Tage, aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Für manche brauche ich Jahre, für andere nur eine Stunde. Ich glaube nicht, dass es da eine 'richtige' Art gibt. Ich denke anders über die Songs, die lange gebraucht haben, als über die Momentaufnahmen. Die, für die ich lange gebraucht habe, sind meditativer und vielleicht auch spirituell erfüllender für den Hörer. Die schnellen sind leichter, eher gut zum Tanzen.

Die meisten Deiner Songs sind nicht länger als zweieinhalb Minuten. Langweilst du dich schnell?

Adam Green: Ich habe einen Instinkt, der mich davor bewahrt den Hörer zu langweilen. Klingt vielleicht komisch, aber ich lade die Hörer dazu ein die Songs weiter zu spinnen. Die könnten ewig weitergehen, man kann sich noch jede Menge weitere Strophen ausdenken, wenn man möchte. Ich mache einfach nur ein paar, um Euch zu zeigen, wie's geht.
Ich sehe mich da in der Folk-Tradition. Ich denke mir die Songs aus, indem ich sie singe. Nicht mit Gitarre oder Piano, sondern ich singe sie einfach. Und genauso kann man Songs wie "Computer Show" oder "Jessica" auch benutzen: Einfach die Straße entlanggehen und vor sich hin summen, sich endlos weiter Strophen ausdenken...

Du siehst dich in der Folk-Tradition?

Adam Green: Ja, absolut! Ich sehe die ganze AntiFolk-Bewegung als eine Weiterführung der Folk-Tradition.

Was soll dann das "Anti-"?

Adam Green: Ich könnte jetzt ein lange Erklärung abgeben, was das bedeutet, aber es würde zu lange dauern, die ganze Geschichte aufzurollen. Es ist nicht besonders wichtig und es gibt auch keine gute Art es zu beschreiben – es wurde halt einfach so genannt. Warum wurde New Amsterdam in New York umbenannt? Keine Ahnung. Wichtig ist nur, dass sie die Folk-Tradition in einen zeitgemäßen Kontext gesetzt haben. Ich bin da nicht mehr so auf dem Laufenden, aber ich glaube das geht noch immer weiter...
(Zuerst veröffentlicht in den Nürnberger Nachrichten) [pg]


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