[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #719 vom 03.10.2011
Rubrik Neu erschienen

Richmond Fontaine "The High Country"

Americana – Gothic-Love-Story aus der Mitte des Nichts
(CD, LP; Decor)

Auf dem neuen Album der Band Richmond Fontaine fühlt man sich sofort heimisch, sofern einem literarische Werke von Denis Johnson oder Raymond Carver gefallen. Eifersucht, Gewalt, Dummheit, Einsamkeit und Verzweiflung. Dazu endlose Straßen und geheimnisvolle Wälder im Hinterland. Hell und dunkel ist nicht nur das Licht, sondern auch die Gedanken der Protagonisten: Sehr, sehr gothic. Keine Frage, man merkt diesem kraftvollem Konzeptalbum an, dass der Chef von Richmond Fontaine, Willy Vlautin, auch Schriftsteller ist ("The Motel Life", "Northline", "Lean On Pete"). Auf "The High Country" bekommt man beide: den Geschichtenerzähler und den Songwriter. Als musikalische Referenzen wären Green On Red, Ryan Adams oder Gram Parsons zu nennen.
Der mit Gitarren, Akkordeon, Cello und Pedal Steel vorgetragene Song-Zyklus "The High Country" ist eine spannende, in sich schlüssige Musik-Novelle mit Interludes, authentischem Personal, Geräuschen und Radioschnipseln, szenischen Wechseln und rein erzählenden Passagen. Natürlich geht es um Liebe; hier um eine ebenso heimliche wie tragische zwischen einem Automechaniker und einem verheirateten Mädchen aus einer Problemfamilie, das als Verkäuferin arbeitet. Für Glamour ist kein Platz, aber für Träume. Richtig magisch wird es, wenn Gastsängerin Deborah Kelly (sonst Gitarristin und Stimme von The Damnations) in den intensiven Balladen des Albums als Gegengewicht zu eher rauem Garage-Rock auftaucht.
Anspieltipps: "Let Me Dream Of The High Country", "The Chainsaw Sea", "Inventory", "I Can See A Room". [gw: @@@@@]

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight

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