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[ << | Inhalt ]Ausgabe #723 vom 06.04.2012
Rubrik Live - Musik spüren

Foto: TheNoise

Opas Diandl, 2.3.2012, Theater am Saumarkt, Feldkirch (A)

Live – neue Volksmusik aus Südtirol

Das Beste gegen Krankheiten, sagte der offenbar leicht angeschlagene Sänger Markus Prieth vor der letzten Zugabe, das Beste gegen Krankheiten, und eigentlich auch gegen alles sonstige Ãœbel, sei zu musizieren. Nach der anschließenden Aufforderung, auf das noch folgende, nun aber wirklich allerletzte Stück, doch bitte nach Hause zu gehen und dort weiterzusingen, setzten drei der fünf Musiker zu einem stimmungsvollen Jodler an. Singend mischten sie sich ins Publikum, aus dem sich ohne weitere Aufforderung rasch mehr und mehr Stimmen dazugesellten. Volksmusik ist nicht mehr reine Unterhaltungsmusik. Ursprünglich bei Festen oder zum privaten Vergnügen in der Stube dargeboten, ist sie längst in die Konzertsäle eingezogen. Dort ist auch der Platz für Opas Diandl. Denn so schmissig viele ihrer Lieder sind – das Quintett baut mit Tempowechseln und abrupter Lautstärkeänderung verschmitzte Brüche ein. Das taugt nicht für den Tanzboden. Denn dann folgen etwa auf die Passage im Stil eines mittelalterlichen Bänkelliedes eine brüchig-sanft gezupfte Raffele (ein Vorläufer der Zither) oder ein kontemplativer Dreiklang. Auch beim umgekehrten Weg – dem schlagartigen Wechsel von absolut zurückgenommen Passagen zu schon beinahe lärmig-intensiven – verfehlen Opas Diandl die wohlkalkulierte Wirkung nicht.
Ob Markus Prieth meist etwas fahrige Ansagen kalkuliert sind oder eher unfreiwillig dadaistischen Charakter haben, ist nicht auszumachen. Doch augenscheinlich hat er seine Ansagen nicht vorbereitet, mit seinen erzählerischen Volten überrascht er gelegentlich sogar seine Mitspieler. Prieths fast schon kabarettistisch wirkende Einlagen sind genauso amüsant wie die Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen für die Musik. So setzen Opas Diandl zur Löffelperkussion eine Kuchenform ein, und schaffen bei einem anderen Stück mit einem Spinnrad die perkussive Grundlage. Dagegen nimmt sich die Kombination von Viola da Gamba und dem noch recht jungen Hang (ein vor gut zehn Jahren in der Schweiz entwickeltes Perkussionsinstrument) schon beinahe konventionell aus. Derlei Kombinationen bringen Opas Diandl nicht nur als Gag, sondern mit dem Willen zum originellen Ausdruck, mit dem sie auch Oud und Rahmentrommel – beide keineswegs so virtuos gespielt wie im Orient – integrieren. Trotz subtiler Töne und ergreifend-sanfter Melodien überzeugen die Südtiroler nicht mit feinsinnigem Spiel, sondern vielmehr mit ihrem beherzten Einsatz. [noi]


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