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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #348 vom 30.06.2003
Rubrik Frisch aus den Archiven

Uncle Tupelo wiederaufgelegt (Teil 2)

(CD)

Nach der Besprechung der beiden ersten Werke von Jeff Tweedy und Jay Farrar folgen nun ihre beiden letzten gemeinsamen Alben, beide wiederum ohne größere Hänger. Vielleicht ist die Band zu schnell auseinander gebrochen, um nicht auch mal etwas Schlechteres zu machen. Eigentlich fehlt noch ein Live-Album, am besten mit einem elektrischen und einem akustischen Teil, Aufnahmen dafür müssten vorhanden sein... [hb]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Uncle Tupelo "March 16-20, 1992"

Americana – Singer-Songwriter in Reinkultur – 1992
(CD; Columbia/Legacy)

Stehenbleiben wollten Jay Farrar und Jeff Tweedy nicht. So schritten sie nach "Still Feel Gone" weiter – diesmal rückwärts. Sie adaptierten nicht nur ein zeitloses Genre, sondern garnierten das auch mit einer Fülle von Traditionals und Cover-Versionen. Neben politischen Songs wie dem dezidiert antikapitalistischen "Coalminers" oder dem apokalyptischen "Atomic Power" der Louvin Brothers gibt es Love-And-Murder-Balladen ("Lilli Shull", "Moonshiner"). Dabei sind Farrar und Tweedy tief in die alten Songs eingedrungen und ihre eigenen sind kaum von den Traditionals zu trennen. Farrars "Grindstone" und "Shaky Ground" könnten auch aus der Zeit der großen Depression stammen; Tweedys "Black Eye" und "Fatal Wound" sind ebenfalls im besten Sinne zeitlos.
Das Album wurde an fünf Tagen eingespielt und von Peter Buck (R.E.M.) produziert. Dabei gelang es Band und Produzent, über den aufbrechenden Gegensätzen zwischen Tweedy und Farrar eine starke musikalische Intensität zu entwickeln. So sagt Tweedy in der Rückschau, dass es im Studio das lauteste Album gewesen sei, obwohl nur akustische Gitarren zum Einsatz kamen. Gleichzeitig ist nicht zu übersehen, dass sich die Masterminds auseinander entwickelten. Nur noch wenige Songs wurden gemeinsam geschrieben und Tweedy ist nun erstmals an der Gitarre gleichberechtigt.
Als Bonus-Tracks gibt es eine B-Seite sowie drei Demos, eines davon ist der Stooges-Song "I Wanna Be Your Dog" – Punk im Folk-Gewand gesungen von Jeff Tweedy. Für diesen war das Album in Nachhinein betrachtet sicher ein Schritt hin auf die Vertonung von Woody Guthrie-Songs mit Folk-Punker Billy Bragg. [hb: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Uncle Tupelo "Anodyne"

Americana – Große Songs vorm Auseinanderbrechen – 1993
(CD; Rhino)

Beim vierten Album der Band scheint es fast, dass den Protagonisten klar war, dass es ihr letztes sein würde. Sie packten noch einmal alles hinein, was sie auf den ersten drei Alben entwickelt hatten. Folk-Songs wie "Anodyne" und Rocker wie "The Long Cut" wechseln sich ab, und es klingt auch wieder in gewisser Hinsicht neu. Die Songs wurden live aufgenommen und dafür benötigte man Max Johnston als Multi-Instrumentalisten und John Stirrat am Bass, die zusammen mit dem neuen Uncle-Tupelo-Drummer Ken Coomer die erste Wilco-Besetzung an der Seite von Jeff Tweedy werden sollten. Johnstons Geige verleiht dem Ganzen einen neuen Touch: "Slate" und "Acuff-Rose" die beiden Opener, werden von ihr geprägt und getragen. Musikalisch bedeutete das eine leichte Annäherung an den Stil eines Doug Sahm, dessen "Give Back The Key To My Heart" das einzige Cover auf dem Original-Album war – mit Sahm als Duett-Partner und Gitarristen.
"Anodyne" enthält eine Fülle großartiger Songs: Tweedys "New Madrid" (über die Erdbeben-Hysterie an der gleichnamigen Spalte) oder ein "We've Been Had" (über das verruchte Rock-Business), sowie Farrars "Chickamauga" (über die Unmöglichkeit, die Wurzeln zu verleugnen) oder sein "High Water", das den Bruch der Band vorauszusehen scheint. Allerdings: Dem Album als Ganzes fehlt die Einheit, was man verschmerzen kann. So ist "No Sense In Lovin'" mit der tragenden Steel Gitarre des legendären Lloyd Maines nur insofern die Essenz des Albums, als dass er in seiner Traurigkeit wie ein Abschiedssong der Band wirkt, die ein halbes Jahr nach Veröffentlichung des Albums im Mai 1994 zerbrach.
Das Reissue enthält mit "Stay True" und "Wherever" noch zwei starke eigene Songs. Dazu gibt es drei Cover-Versionen: "Are You Sure Hank Done It This Way?" von Waylon Jennings mit Joe Ely an der Gitarre und am Mikro sowie Live-Aufnahmen von "Truck Drivin' Man" (Terry Fell) und "Suzy Q" (Dale Hawkins), ursprünglich zwei Hits aus den 50ern, die das Album berreichern. [hb: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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