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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #388 vom 10.05.2004
Rubrik Feature

Sal's Prog Corner #35

Meine Güte, wo kommen die ganzen Neuerscheinungen her? Der leidgeprüfte Progger muss zur Zeit seine finanziellen Reserven angreifen (und immerhin damit die Wirtschaft ankurbeln). Die heutige Ausgabe der Prog Corner will wieder Entscheidungshilfe sein. Die Zahl "Sieben" ist heute offenbar wirklich wichtig (man beachte hierzu auch meine Anmerkungen zu Tony Banks "Seven" in dieser Ausgabe). [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Ahvak "Ahvak"

Prog – Avantgarde aus Israel
(CD; Cuneiform)

Aus Israel stammt die Band Ahvak, die nun eindrucksvoll mit einer ziemlich schrägen Mischung aus Avantgarde-Musik (R.I.O. - Rock in Opposition, wem das etwas sagt) und seltsam anmutenden Klangcollagen debütiert; unter tatkräftiger Mittäterschaft vom US-amerikanischen Drummer Dave Kerman (5UUs, Present und zuletzt als Gast bei Thinking Plague).
Im Vergleich zu Present und Thinking Plague sind Ahvak bei den sieben Tracks des Albums noch etwas sperriger, experimenteller und freier in den Formen, was ihre Musik nicht immer verständlicher macht und dem Hörer sehr viel Konzentration abverlangt; das Titelstück "Ahvak" zeigt aber schon das Potential, dass die Band hat, wenn sie die Klangexperimente ein wenig zurückschrauben und ein wenig mehr an der Dramaturgie ihrer Stück bauen würden. Ein sehr vielversprechendes Debüt. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


TOC "Loss Angeles"

Metal – Von Melodic Rock über True-Metal bis Death-Metal... hier ist alles drin
(CD; InsideOut)

Das nenne ich mal wirklich eine abwechslungsreiche Metal-Scheibe: Hier ist wirklich alles dabei: Von knallharten Riffs bis zu den (offenbar augenzwinkernd gemeinten) quasi-Europe oder quasi-Bon Jovi-Nummern, sogar ein paar echte Growls sind zu vernehmen, all das höchst unterhaltsam dargeboten.
Die sechs Finnen schaffen es wirklich auf jedem Stück anders zu klingen, auch wenn alle Tracks von der hervorragenden Stimme des Frontmanns Tuomas Nieminen dominiert werden. Spaßig dabei die durchgespurtete Coverversion von "Smoke On The Water" und das pathetische "Night Crawler" (Judas Priest).
Doch Obacht: Echte Metaller, ganz gleich welchem Lager sie angehören, werden zwangsweise irgendwo bei dem Album weiterklicken, "Loss Angeles" ist eine Metal-Scheibe für Nicht-Metal-Fans, die es ab und zu mal etwas lauter mögen. [sal: @@@]


Big Big Train "Gathering Speed"

RetroProg – Genesis, frühe Marillion und einen schönen Gruß von Porcupine Tree
(CD; Treefrog)

Naja, den Preis für das originellste Album mit dem originärsten Sound gewinnen Big Big Train für "Gathering Speed" nun bestimmt nicht, aber immerhin stellen die Jungs sich sehr brav und sehr gekonnt in die Traditionen alter Progrock-Heroen (vor allem Genesis und Marillion). Aufgepeppt werden die Retro-Sounds mit ein paar Soundspielereien à la Porcupine Tree, wie gesagt: Nichts weltbewegendes, keine Revolution, aber wirklich angenehm anzuhören und sympathisch produziert, ein wenig so, als ob man die alten Zeiten wieder aufleben lassen würde.
Wer die alten Genesis mag und die frühen Marillion auch nicht verachtenswürdig findet, der wird mit den sieben epischen Songs auf "Gathering Speed" viel Freude haben. Auch ohne Originalitäts-Siegel. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Metaphor "Entertaining Thanatos"

RetroProg – Sieben Lieder über den Tod
(CD; Trope)

Ich bin ja ein ausgesprochener Fan des Metaphor-Debüts "Starfooted" und das obwohl ich normalerweise ein gewisse Distanz zu reinen RetroProg-Bands wahre. Zumindest textlich und stimmlich heben sich Metaphor auch auf dem zweiten Album "Entertaining Thanatos" immer noch von den großen Vorbildern ab, musikalisch bleiben sie in sicheren Fahrwassern (wie schon beim Debüt), stilistisch hat sich bei Metaphor wenig getan. Die Band hat ihren Sound gefunden, warum also daran rütteln. Allein, die Güte des Debüts können sie, trotz verbesserter Produktion, nicht erreichen. Trotz des erneut mystischen Themas wirken die Songs auf mich nicht ganz so ausgereift, nur stellenweise erreichen sie die Strahlkraft des Debüts. Das ist alles ganz gut, aber nicht überragend. Trotzdem: Wer das Debüt mag, wir auch an "Entertaining Thanatos" seine Freude haben.
Erschienen ist das Album auf dem US-Label Trope Audio und damit ist es deutlich schwerer zu erhalten, als das Debüt. Aber so etwas schreckt Sammler in Zeiten des weltweiten Netzes nicht mehr. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Little Atlas "Surface Serene"

Prog – Starkes Debüt
(CD; Progrock)

Beim US-Label Progrock Records ist genau das drin, was drauf steht: Progrock. Einer der echten Knaller aus dem Katalog des noch relativ neuen Labels ist mit Sicherheit das Debüt der in Miami ansässigen Band Little Atlas.
In bester amerikanischer Tradition (sagen wir mal Kansas Mitte der 70er Jahre) geht das Quintett um Mastermind Steve Katsikas ein gutes Stück straighter zur Sache, als man das von europäischen Kollegen gewohnt ist. Hier wird einfach mehr (und unverkrampfter) gerockt und man wird unweigerlich an neue amerikanische Bands wie die (frühen) Spock's Beard und IZZ denken, wenn sich "Surface Serene" im Player dreht. Weniger wegen tatsächlicher Ähnlichkeiten, sondern mehr wegen der Unbekümmertheit, mit der Little Atlas hier zu Werke gehen. ProgRock mit großgeschriebenem R, ein exquisites Debüt. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Peter Hammill "Incoherence"

Konzeptalbum – Fast ein Comeback vom ehemaligen Van Der Graaf Generator-Frontmann
(CD; Fie)

Nach einer ungewöhnlich langen Pause von zwei Jahren meldet sich der englische Songwriter Peter Hammill mit einem Konzeptalbum zurück (er erlitt Ende 2003 einen Herzanfall).
"Incoherence" ist ein 14-teiliges Stück über menschliche Kommunikation bzw. deren Grenzen und Schwierigkeiten. Es bedarf schon einer starken Persönlichkeit wie der Peter Hammills, um aus solch einem Thema nicht ein überambitioniertes, aber lächerliches Werk entstehen zu lassen. Spärlich instrumentiert (Keyboards, Gitarre, manchmal etwas Flöte, Violine oder Saxophon) und ruhig dahinfließend, baut "Incoherence" auf Hammills ausdrucksvolle, unverwechselbare Stimme und die Macht seiner großartigen Texte. Musik zum Mitlesen und zum Nachdenken. Musizierte Lyrik, musizierte Philosophie, musizierte Introspektion, für den Künstler Hammill, wie für den Hörer. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Guapo "Five Suns"

Prog – Düstere Sonnen
(CD; Cuneiform)

"Five Suns"? Das muss der Soundtrack zu einem Horrorfilm sein, zu einem jener, die man heimlich in der Kindheit geguckt hat, die noch in Schwarz-Weiß gedreht waren. Stummfilme mit großartiger Filmmusik, welche die unerträgliche Spannung und die düstere Stimmung der Bilder perfekt umsetzte, Kompositionen, die diese Vorstellung auch ohne Bild auslösen konnten, alptraumhaft, wie ein Gedicht Edgar Allen Poes oder eine Geschichte H.P. Lovecrafts.
Das fünfte Studioalbum des britischen Trios Guapo wartet neben der 45 Minuten langen, fünfteiligen Suite um die fünf Sonnen noch mit zwei weiteren Kompositionen auf: "Miclan" und "Topan", die sinnigerweise mit einer Minute Stille von der Suite getrennt werden. Die hat man nach der phobischen Vorstellung der "Five Suns" auch bitter nötig.
Ekstatische Drums, peitschender, beißender Bass, düster klingende, wabernde, drohende Keyboards: Auf "Five Suns" von Guapo passt alles perfekt zusammen. Kino für den Kopf. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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