[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #451 vom 29.08.2005
Rubrik Neu erschienen

Michelle Shocked "Threesome"

(3CD; Mighty Sound)

Als Michelle Shocked ihre drei Alben "Short Sharped Shocked" (1988), "Captain Swing" (1989) und "Arkansas Traveller" (1992) veröffentlichte, hätten diese nicht unterschiedlicher sein können. Sehr knarziges Singer/Songwritertum, Folk, Country, Blues, purer Texas-Swing und schon fast gefällig gespielte, große Songs konnte sie völlig unproblematisch unter einen Hut bringen. Ihre Plattenfirma hatte damit allerdings gewaltige Schwierigkeiten, das vierte Album ("Kind Hearted Woman") wollten sie nicht mehr bringen, ein Rechtsstreit, Labelwechsel und allerdings auch einige gute Musik folgten.
Inzwischen veröffentlicht Michelle Shocked ihre Musik folgerichtig auf eigenem Label. Hier zählt nur die Künstlerin und die braucht für den oben erwähnten, musikalischen Zick-Zack-Kurs, der damals immerhin gut vier Jahre dauerte, jetzt nur noch drei Monate. "Threesome" nennt sie das: drei, jeweils opulent aufgemachte CDs, die man schönerweise auch einzeln erwerben kann. [pb]

Michelle Shocked "Got No Strings"

Singer/Songwriter – Disney-Songs in Texas-Swing
(CD; Mighty Sound)

In nur drei Tagen eingespielt, ist diese gemütliche halbe Stunde der Beginn der Reise durch das Shocked'sche Universum. Zusammen mit Hot-Rize-Gitarrist Nick Forster, dem immer wieder bezaubernden Greg Leisz an der Steel-Gitarre, Gabe Witcher (fiddle), Tony Furtado (banjo) und David Jackson am Bass interpretiert die Sängerin alte Disney-Songs von "When You Wish Upon A Star" über "Baby Mine" bis zu "Bare Necessities". Das macht unglaublich Freude beim Zuhören und Lust auf mehr. [pb: @@@@]

Michelle Shocked "Don't Ask Don't Tell"

Singer/Songwriter – Großer Wurf und der beste Teil ihrer Trilogie
(CD; Mighty Sound)

Während Teil eins und drei fast wie entspanntes Schaulaufen wirken, ist Nummer zwei ein Album auf das die ganze Riege von Shawn Colvin über Ani DiFranco bis zu Lucinda Williams stolz wäre. Abwechslungsreich bis dorthinaus verbindet Michelle Shocked Bar-Musik, Blues, Swing und Punk, New Orleans und Europa. Dabei verlässt sie sich zu Recht immer auf ihr ausgezeichnetes Songwriting und auf die 'Hausband' ihres Produzenten und Bassisten Dusty Wakeman mit Doug Pettibone (g, u.a. Lucinda Williams), Skip Edwards (keys, u.a. Dwight Yoakam) und Schlagzeuger Dave Raven. Laut und rau, sophisticated und galant, Folk, Country, Singer/Songwriter – "Don't Ask Don't Tell" ist noch einmal das ganze Spektrum auf den Punkt gebracht. Michelle Shocked hat gerade eine Scheidung hinter sich, in diesem Album stecken all die dazu gehörenden Gefühle. Don't Ask, Don't Tell – Listen! [pb: @@@@@]

Michelle Shocked "Mexican Standoff"

Singer/Songwriter – Spanglish Folk meets the Texas Shuffle
(CD; Mighty Sound)

Teil drei ist die Verbindung zwischen Shockeds Zuhause Texas mit seinem ruppigen Blues und ihrer zeitweiligen Wahlheimat Los Angeles. You know more spanish than you think you do. Spanglish heißt das neue Kunstwort dazu, shocked TexMex würde auch gehen. Während für die Basis-Produktion der englischen (Blues-)Titel Mark Howard zuständig war, übernahm die spanischen Songs niemand geringerer als Los Lobos' Steve Berlin. Für Kanten ist also gesorgt. Die Verbindung zwischen dem Jazzig-Folkloristischen und den rauen Texas-Shuffles lässt den Zugang schwierig werden. Während einzelne Songs herausragend sind ("Picoesque", "Wanted Man"), ist "Mexican Standoff" als Album das schwächste in dieser insgesamt äußerst hochwertigen Trilogie. [pb: @@@]

@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight