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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #463 vom 21.11.2005
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #50

Die fünfzigste Prog Corner wäre eigentlich ein hervorragender Anlass, um in große Jubelarien auszubrechen. Doch, ach! News aus dem Progressive Rock-Sektor haben sich bei uns längst etabliert und gehören, wie so viele andere Facetten in unserem Newsletter selbstverständlich dazu. Deswegen verzichte ich an dieser Stelle auch genügsam und bescheiden auf große Feiern und wünsche einfach nur wie immer: Viel Spaß beim Lesen.
Heute stehen internationale Veröffentlichungen des deutschen Marktführers InsideOut im Mittelpunkt. Da sage noch jemand, es gäbe keine Erfolgsgeschichten aus Deutschland mehr. In diesem Sinne: Keep on proggin'. [sal]


Stream Of Passion "Embrace The Storm"

Gothic/Prog – Arjen Lucassen goes Gothic
(CD, CD+DVD; InsideOut)

Fans von Bands wie The Gathering und ihren kommerzielleren Pendants Within Temptation und Evanescence: Aufgepasst! Zum ersten Mal seit Jahren verzichtet der holländische Multiinstrumentalist Arjen Lucassen (Aryeon, Star One) auf zahllose Gastauftritte arrivierter Prog-Ikonen und spielt stattdessen mit einer festen, internationalen Besetzung ein Album ein, dass sich ganz einer eingängigen Mischung aus Progmetal und Gothic Rock verschrieben hat. Die schon beim letzten Album von Ayreon zu hörende mexikanische Sängerin Marcela Bovio prägt mit ihrer betörenden Stimme den perfekt produzierten, dichten Sound des Sextetts.
Stream Of Passion werden Anfang nächsten Jahres durch Europa touren, bis dato sind drei Termine für Deutschland geplant: 3.2.2006 Aschaffenburg, 4.2.2006 Reichenbach, 5.2.2006 Oberhausen. [sal: @@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Neal Morse "?"

Progressive Rock – Mor(s)e of the same
(CD; InsideOut)

Mit prominenter Unterstützung, unter anderem Mike Portnoy (dr) und Jordan Ruddess (keyb, beide Dream Theater), Roine Stolt (g, The Flower Kings), Steve Hackett (g, ex-Genesis) und seinem Bruder Alan Morse (g, Spock's Beard), hat Neal Morse sein drittes Solo-Album nach dem Split mit seiner ex-Band Spock's Beard eingespielt. Wie immer beim 'reborn Christian' Morse steht textlich Gott und seine Beziehung zu den Menschen im Mittelpunkt. Musikalisch zeigt er sich auf "?" nach den orchestralen Ansätzen auf dem Vorgänger "One" wieder rockorientierter. Trotz dieser zum Positiven veränderten Gewichtsanteile, hat das Album immer noch etwas von einem alttestamentarischen Musical inklusive lobpreisender und huldigender Chöre im kulminierend-pompösen Finale.
Genauer betrachtet erscheinen, wie schon auf den Vorgängern, viele Melodielinien schlichtweg aus besseren Zeiten recycelt. Das 'Morse'sche Bastel-Set für Progrock' gibt einfach nicht mehr her. Fans werden die vorsichtige Rückwendung zu mehr Rock sicherlich freudig aufnehmen, ich kann dem Ganzen, auch wegen der unerträglichen Texte, schon lange nichts mehr abgewinnen. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Roine Stolt "Wall Street Voodoo"

Psychedelia/Blues – Blues, almost without any feeling
(2CD; InsideOut)

Als Kopf der schwedischen Prog-Formation The Flower Kings hat sich der Sänger und Gitarrist Roine Stolt große Meriten im Bereich des Progrock erworben, wenn auch in den letzten Jahren die Qualität seines Outputs stetig nachließ, möglicherweise verursacht durch seine nimmermüde Arbeitswut?
Als Musiker der Flower-Power-Generation, der sich immer der Musik der späten 1960er Jahre verbunden fühlte, hat er sich mit seinem neuen Doppelalbum "Wall Street Voodoo" einen langgehegten Traum erfüllt. Im Stil der Genre-Ikonen Cream und Jimi Hendrix zelebriert Stolt auf dem Doppelalbum psychedelische Bluesorgien, ausufernd viele Gitarren, Hammond-Orgeln und bis zur Peinlichkeit naiv-sozialkritische Texte. Das alles ist durchaus stilecht und technisch anspruchsvoll, leider aber oft genug erschreckend gefühlsarm und steril, offenbar zu perfekt für diese Art von Musik.
Interessant und unterhaltsam wird das Album immer nur dann, wenn Stolt noch einen Schuss späte Beatles in seinen Sound mischt: Wundervoll der Beitrag mit Gast-Vokalist Neal Morse "Everyone Wants To Rule The World". Leider überwiegt das mediokre Material: Eine einfache CD mit den Highlights wäre deutlich angenehmer gewesen. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Deadsoul Tribe "The Dead Word"

ProgMetal – Devon Graves zum vierten Mal
(CD; InsideOut)

Devon Graves nannte sich einst Buddy Lackey und stand der Progmetal-Combo Psychotic Waltz vor, die in der Szene stets zusammen mit Dream Theater und Fates Warning als Triptychon der stilbildenden Bands verehrt werden.
Seit 2002 bringt er im jährlichen Rhythmus unter dem Bandnamen Deadsoul Tribe Quasi-Solo-Alben heraus, auf denen er außer den Drums alles selbst spielt. Die kommen zwar technisch perfekt daher, doch klingen sie alle ein wenig ähnlich; so als ob Graves/Lackey einfach nichts Neues mehr einfallen will. Auch der vierte Aufguss dieser Idee ist substanziell nicht schlechter als die Vorgänger. Ich fürchte aber, dass die Eigentümer der vorangegangenen Alben "Deadsoul Tribe" (2002), "A Murder Of Crows" (2003) und "The January Tree" (2004) ein wenig müde gähnen werden: Derselbe Sound, dieselben Riffs und dieselben düstere Stimmung zum vierten Mal zu Gehör zu bringen, macht aus "The Dead Word" lediglich eine ordentlich gemachte Nebensächlichkeit. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Riverside "Second Life Syndrome"

New Artrock – Die Sensation der Szene
(CD; InsideOut)

Porcupine Tree haben für eine echte Belebung in der so eingefahrenen Progrock-Szene geführt. Mittlerweile interessieren sich wieder mehr (junge) Musikfans für die Wurzeln des Progressive Rock, auf die sich Steven Wilson & Co. berufen. So ist es nicht verwunderlich, dass es mittlerweile eine Vielzahl von Bands gibt, die der Attitüde und dem Stil von Porcupine Tree nacheifern. Obwohl die Alben dieser Epigonen immer ganz gefällig zu hören sind, bleiben sie in den allermeisten Fällen bloße Surrogate und geraten schnell in Vergessenheit. Das Original bleibt unerreicht.
Die polnische Formation Riverside ist anders. Sie imitieren in keinster Weise den Sound ihrer Genre-Kollegen, trotzdem stehen sie ihnen musikalisch nah. Riversides Musik ist epischer angelegt, proggiger im Klang und insgesamt ist ihr Sound elegischer und weniger riff-orientiert, als es aktuell bei Porcupine Tree klingt. Das macht sie für all jene hochinteressant, die bei Porcupine Tree nicht nur die kürzeren, straighteren Stücke mögen; das macht sie aber auch für all jene interessant, denen die neuen Porcupine Tree insgesamt zu poppig daherkommen. Dieses äußerst gelungene Album mit seinem hypnotischen Sound ist es auf jeden Fall wert angehört zu werden. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Sieges Even "The Art Of Navigating By The Stars"

Progmetal – Die beste deutsche Band des Sektors meldet sich eindrucksvoll zurück
(CD; InsideOut)

Acht Jahre nach ihrer Auflösung kehrt die Münchener Progmetal-Formation Sieges Even wieder mit einem Album zurück ins Rampenlicht.
Um es kurz zu machen: "The Art Of Navigating By The Stars" ist möglicherweise das Progmetal-Album des Jahres. Sieges Even brillieren auf ihrem Comeback mit exzellentem Sänger, dichten Kompositionen, guten Melodien und einem logisch aufgebauten, virtuosen, aber nicht eiskalt berechnendem Album. Sie vermeiden die üblichen Progmetal-Klischees, die meistens etwas albern und kindisch wirken. Mit dieser 'erwachsenen' Musik öffnen sie sich Musikfreunden, die bei den allermeisten Progmetal-Veröffentlichungen der letzten Jahre schreiend davonlaufen würden.
Es gibt sie also doch noch: Technisch anspruchsvollste Musik, die den Hörer nicht sofort mit ihrer Fingerfertigkeit erschlägt, sondern ihn mit Musikalität, Wärme und Intelligenz überzeugt. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


The Mass "Perfect Picture Of Wisdom & Boldness"

(Kein) Metal – Oh nein! Sie tun's schon wieder!
(CD; Monotreme)

Wie will man die Musik, nein, das Ereignis The Mass am besten erklären? The Mass sind zum wesentlichen Teil brachialer, brutaler und nahezu gewalttätiger Krach, der sich als wüster Mix aus Jazz und Grindcore verkleidet. Die Vocals sind eher gebellt denn gesungen, die Gitarren sägen und das Drumming ist ein schepperndes Geholze. Meistens. Aber auch auf ihrem dritten Album "Perfect Picture Of Wisdom & Boldness" sind wieder diese unfassbaren und völlig unerwarteten Tempi- und Modi-Wechsel und das schmutzige Saxophon, das sofort die Assoziation mit Bands wie King Crimson oder besser noch Van Der Graaf Generator heraufbeschwört. Auf Stücken wie "Corpsewielder" offenbaren sie ihr sehr eigenes (Zerr-)Bild von einem sehr extremen Progressive Rock.
Wie schon beim Vorgänger "City Of Dis" verweigern The Mass auch auf "Perfect Picture Of Wisdom & Boldness" die Aussage und mimen nach wie vor die nicht zu greifenden Anarchisten. Auf Dauer wird diese Taktik nicht aufgehen können und man wird Farbe bekennen und den rotzigen Sound gegen eindeutigere, greifbarere Umsetzungen eintauschen müssen, sonst werden ihre Alben und Songs austauschbar. [sal: @@@]


Mike Oldfield "Exposed"

Orchestraler Rock РMike Oldfield auf dem musikalischen H̦hepunkt seiner Karriere, endlich auch als Film (1979)
(2DVD; Virgin)

Als Doppelalbum ist "Exposed" längst ein wesentlicher Bestandteil der Diskographie des englischen Multiinstrumentalisten Mike Oldfield. 26 Jahre hat es gedauert, bis nun endlich das Filmmaterial der 1979er Tournee auf DVD veröffentlicht wurde. Das Warten hat sich allerdings gelohnt: Als ob Oldfield die Möglichkeiten des Mediums vorausgeahnt hätte, präsentiert sich das Videomaterial mit vier, mittels der Multi-Angle-Funktion am DVD-Player umschaltbaren, Kamera-Perspektiven in sehr guter Bildqualität. Die Möglichkeiten des Mediums werden endlich einmal voll genutzt.
Die auch soundtechnisch brandneu remasterten Interpretationen der beiden epischen Kompositionen "Tubular Bells" und "Incantations" sind über alle Zweifel erhaben. Das 50-köpfige Orchester haucht den beiden Werken nicht nur instrumentelles Leben ein, es brilliert vor allem durch seinen Spielwitz und eine farbenfrohe Orchestrierung. Oldfield selbst spielt nicht minder perfekt als auf späteren Alben, wohl aber weniger steril und mit deutlich mehr Spielfreude. "Exposed" ist, erst recht als DVD, der Höhepunkt seines exzellenten Frühwerks, bevor er dann in kommerziellere Gefilde abwandern sollte. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Jethro Tull "Aqualung Live"

Prog/Folk – Jethro Tulls berühmtestes Album live als Benefiz-Album
(CD; Roadrunner)

"Aqualung" aus dem Jahre 1971 gilt zurecht als eines der besten Alben der Rockgeschichte. Nicht nur die massiven Charthits "Aqualung" und vor allem natürlich "Locomotive Breath" haben zum Ruhm dieses Albums beigetragen, sondern die Stimmigkeit des Konzepts, das dem Album innewohnt. Natürlicher als auf den folgenden Versuchen gelang es Ian Anderson & Co. auf "Aqualung" eine musikalische Spannung zu erzeugen, die das gesamte Album anhält und im wahrhaft orgiastischen "Locomotive Breath" gipfelt.
Die nun erschienene Live-Version des Klassikers wurde als Teil der XM-Radio-Serie Ende letzten Jahres aufgenommen. Der unüberhörbar gealterten (und zigfach umbesetzten) Band kann es sicher nicht mehr gelingen das Album zu verbessern oder zumindest es sinnvoll zu aktualisieren, dennoch kann man der Live-Aufnahme einen gewissen Charme nicht absprechen und sei es nur der witzigen Kommentare und Ansagen Andersons wegen.
"Aqualung Live" ist ein Benefiz-Album, das in spartanischer Aufmachung daherkommt. Der Erlös aus dem Verkauf kommt verschiedenen Obdachlosen-Initiativen zugute. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


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