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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #476 vom 13.03.2006
Rubrik Feature

Amadé - 250 Jahre Mozart #2

Wolfgang Amadeus Mozart, Bild-Detail v. Johann Nepomuck della Croce, http://commons.wikimedia.org

Die erste mediale Aufregung rund um Mozarts Geburtstag am 27.1.1756 mit zahlreichen TV- und Radio-Konzerten hat sich erst einmal gelegt; jetzt erscheinen immer mehr Neueinspielungen und Wiederveröffentlichungen mit beliebten und vergessenen Werken des Salzburger Meisterkomponisten.
Auch dieses Mal gilt der Vorsatz, in der unübersichtlichen Diskographie Mozarts die Spreu vom Weizen zu trennen, getreu dem Prinzip "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen". Die heutige Amadé-Ausgabe legt ihren Schwerpunkt auf die orchestrale Musik Mozarts, genauer gesagt auf die Klavierkonzerte und die späten Symphonien. Ergänzt werden diese Besprechungen durch aktuelle Neuerscheinungen aus seinem umfangreichen kammermusikalischen Schaffen und einer faszinierenden Einspielung der ersten drei Violinkonzerte.
Diese CD kann man gewinnen, wenn man folgende Frage richtig beantwortet: In welchem Jahr schrieb Wolfgang Amadeus Mozart seine Violinkonzerte? Sendet die hoffentlich richtige Antwort bis zum 18.3.2006 24h bitte an sal@schallplattenmann.de. Viel Erfolg! [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Philharmonia Orchestra, Otto Klemperer "Symphonies 29, 35 'Haffner', 38 'Prague', 39, 40 & 41 'Jupiter'"

Symphonik – Wärme und Tiefe, detailreich und erhaben eingespielt (1956-1965)
(2CD; EMI Classics)

Auf dieser nun wiederveröffentlichten Doppel-CD-Box sind späte Mozart-Symphonien zusammengefasst, eingespielt von Otto Klemperer (1885-1973) und 'seinem' Philharmonia Orchestra. Die exzellent remasterten Stereo-Aufnahmen aus den späten 1950er und 1960er Jahren offenbaren Klemperers warmes, präzises und detailreiches Dirigat, das Philharmonia Orchestra unter seinem Taktstock war seinerzeit unübertroffen. Sein unbestechliches Taktgefühl, der Verzicht auf polternde Show-Effekte und seine unbedingte Werksnähe machten ihn zu einem der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.
Bis heute gilt die Einspielung der "Haffner"-Symphonie Nr.35 als unerreicht; klar und rein auch der Triptychon der letzten drei Symphonien Nr.39-41. Fernab der puristischen historischen Aufführungspraxis heutiger Tage belegt Otto Klemperer mit den hier zusammengefassten Aufnahmen eindrucksvoll, dass er den Geist Mozarts in perfekte Musik umzusetzen vermochte. Einen entspannteren, ruhigeren und vor allem tiefergehenden Mozart wird man nicht finden können. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Mozarteum Orchester Salzburg, Ivor Bolton & Hubert Soudant "Mozart aus Salzburg - Späte Sinfonien"

Symphonik – Leichter und beschwingter Mozart (2002-2005)
(3CD; Oehms)

1841 gründete Mozarts Witwe Constanze und ihre Söhne Franz Xaver und Karl das Mozarteum Orchester Salzburg. Selbstredend lag und liegt der Schwerpunkt des Ensembles auf dem umfassenden Œuvre Mozarts. In jüngerer Zeit hat sich das Orchester durch die Gesamtaufnahme der Mozart-Symphonien in den späten 1980er und 1990er Jahren unter Hans Graf als ein Spezialistenensemble für seinen Namensgeber etablieren können.
Die vorliegende Box fasst die jüngsten Mozart-Veröffentlichungen des Orchesters unter den hierzulande eher unbekannten, nichtsdestoweniger exzellenten Dirigenten Ivor Bolton und Hubert Soudant zusammen: Die Symphonien Nr.34, 36 und 38-41 sowie das symphonische Menuett (KV409) werden akzentuiert und beschwingt dargeboten. Dennoch spielt das Ensemble sehr präzise und ohne zusätzlichen süßlichen Schmäh. Die perlenden, klanglich herausragenden Aufnahmen belegen, dass das Mozarteum Orchester zu den kompetentesten Mozart-Interpreten dieser Tage gehört. An diesen digitalen Einspielungen führt, trotz zahlreicher Alternativen namhafter Dirigenten und Ensembles, kaum ein Weg vorbei. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Belcea Quartet "Mozart String Quartets: K465 'Dissonance' & K499 'Hoffmeister'"

Kammermusik – Zwei herausragende Streichquartette
(CD; EMI Classics)

Das Londoner Belcea Quartet nimmt sich auf der vorliegenden CD zwei der interessantesten Streichquartette aus der Feder Mozarts an: Zum einen das Streichquartett D-Dur (KV499), benannt nach dem Musikverleger Anton Hoffmeister (1754-1812), zum anderen das Streichquartett C-Dur (KV465), benannt nach den ungewöhnlichen Dissonanzen Klängen im Intro des ersten Satzes. Gemeinsam bieten sie die Essenz der Streichquartette Mozarts.
Der beklommene Beginn des Dissonanzen-Quartetts ist mit Sicherheit eines der mutigsten Experimente in der Mozart'schen Kammermusik. Mit frühromantischer, schwermütiger Tiefe wird das Quartett eröffnet, um dann, fast unvermittelt, zum konventionellen Stil zurückzukehren. Auf einmal ist die Leichtigkeit und die überschäumende Lebensfreude in die Musik zurückgekehrt, die Mozart so auszeichnet.
Das Hoffmeister-Quartett hingegen ist von der ersten Note an eines der freundlichsten Quartette Mozarts. Das Belcea Quartet spielt es ruhig und überlegen, gefühlvoll, aber ohne jugendlichen Leichtsinn, ohne Gefühlsausbrüche. Es verleiht der Komposition so eine Aura aus fast schon altersweiser Fröhlichkeit, die an die Stelle der kindlichen Verspieltheit früherer Quartette getreten ist. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / English Chamber Orchestra, Daniel Barenboim "The Complete Piano Concertos"

Klavierkonzerte – Grandioser Mozart, grandios gespielt (1967-1974)
(10CD; EMI Classics)

Daniel Barenboim gehörte in den 1960er und 1970er Jahren zu den aufregendsten Pianisten der jungen, aufkommenden Generation. Seine Interpretationen der klassischen Klavierliteratur waren durchsetzt von seinem Temperament und seiner Emotionalität. Ihre radikale Subjektivität und Leidenschaft schlugen seinerzeit wie eine Bombe in den beschaulichen Kulturbetrieb Englands ein, wo er damals lebte. Seine Aufnahmen aus dieser Zeit besitzen, trotz oder gerade wegen dieses unverkrampften, natürlichen Charmes, noch volle Gültigkeit. Das gilt für seine exemplarischen Einspielungen der Klaviersonaten und -Konzerte von Beethoven und Brahms ebenso, wie seine (erste) Gesamtaufnahme aller Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart.
Es sind genau diese charakterlichen Eigenschaften, welche zusammen mit seinen brillanten technischen Fähigkeiten die besten Voraussetzungen für die Bewältigung der facettenreichen Klavierkonzerte bilden. Barenboim präsentiert uns Wolfgang Amadeus Mozart als virtuosen, leidenschaftlichen und in den langsamen Sätzen fast schon als frühromantischen Komponisten; eine Einschätzung, der man zumindest bei den Klavierkonzerten unbedingt folgen möchte, wenn man hört, wie überzeugend und mitreißend Barenboim sie hier darbietet.
Das English Chamber Orchestra spielt warm und erhaben, die Aufnahmen klingen auch 30 bis 40 Jahre nach ihrer Entstehung fabelhaft, kurzum: Es gibt keinen Grund, warum man sich diese fantastische Box entgehen lassen sollte. [sal: @@@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Wolfgang Amadeus Mozart / Wiener Symphoniker, Rudolph Buchbinder "The Piano Concertos"

Klavierkonzerte – Perfekt, aber unterkühlt (1997-1998)
(9CD; Profil)

Alles, was Daniel Barenboim in seiner beispielhaften Gesamteinspielung der Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart aus den 1960er/1970er Jahren richtig macht, fehlt bei Rudolph Buchbinders perfektionistischer Aufnahme dieser Klavierkonzerte (genauer gesagt der Konzerte Nos.5, 6, 8, 9, 11-27). Sein Ansatz ist distanziert, analytisch und präzise, aber eben auch farblos, leblos und ohne Feuer. Die Wiener Symphoniker agieren allzu oft als bloßes Begleitensemble für den technisch brillanten, aber furchtbar nüchternen, prosaischen Pianisten. Buchbinders Mozart lässt genau das vermissen, was die Musik des Salzburgers, speziell seine Klavierkonzerte, auszeichnet: Leidenschaft und Wärme, Verspieltheit und Zartheit.
Unter den vielen Gesamteinspielungen der Klavierkonzerte Mozarts ist dies eine auf erstaunlich hohem Niveau fehlinterpretierte Sichtweise; freilich gibt es schlechtere Einspielungen, aber eben auch deutlich bessere, stringentere, die die emotionale Bandbreite der Werke voll erschließen und sich nicht auf deren technische Raffinesse beschränken. [sal: @@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Anne-Sophie Mutter · André Previn · Daniel Müller-Schott "Piano Trios K. 502, 542, 548"

Kammermusik – Beschwingte Kammermusik
(CD; Deutsche Grammophon)

Es ist schon ein wenig Etikettenschwindel, wenn auf dem Cover Anne-Sophie Mutter als Hauptakteurin dieses Albums angegeben wird, denn der eigentliche Star ist ihr Ehemann André Previn, der mit seinem verspielten, freundlichen Klang die Seele dieser wundervoll beschwingten Trio-Aufnahmen bildet. Andererseits darf man trotz dieser marktstrategischen Entscheidung nicht übersehen, dass das vorliegende Album ein überraschend frisches und unkonventionelles Statement arrivierter Künstler ist.
Mit viel Liebe zum Detail spielen die beiden Wahl-Münchener Mutter und Previn mit dem talentierten Nachwuchs-Cellisten Daniel Müller-Schott die bezaubernden Klaviertrios Nos. 4-6 ein. Ihre Spannung beziehen diese Aufnahmen aus dem romantisierenden Klang der Streicher und der Leichtigkeit von Previns Klavierspiel. So verleihen die Streicher den Kompositionen emotionale Tiefe und das Klavier unterstreicht mit seinem federleichten Klang den verspielten, virtuosen Charakter der Musik Mozarts. Eine gewiss sehr eigene, durchaus aber nachvollziehbare Sichtweise dieser kleinen kammermusikalischen Perlen. [sal: @@@@]


Wolfgang Amadeus Mozart / Europa Galante, Fabio Biondi "Violin Concertos Nos. 1-3"

Violinkonzerte – Mozarts Esprit auf Originalinstrumenten
(CD; Virgin Classics)

Unter seinem ersten Violinisten und Dirigenten, dem Sizilianer Fabio Biondi, hat sich das von ihm gegründete Orchester Europa Galante binnen kürzester Zeit zu einem der arriviertesten Ensembles historischer Aufführungspraxis entwickelt. Biondi überzeugt sowohl mit kompromissloser Umsetzung des historischen Originalklangbilds, als auch mit kenntnisreichem, sorgfältigstem Quellenstudium. Er liest aus den Partituren die kleinsten Details heraus und setzt sie in so noch nie gehörte facettenreiche Aufnahmen um. Seine Einspielung des Klassik-Dauerbrenners "Die Vier Jahreszeiten" von Vivaldi folgte erstmals einer kaum beachteten, von Vivaldi selbst korrigierten Partitur. Der Erfolg bei Kritik und Publikum war durchschlagend.
Zum Mozart-Jahr veröffentlicht Biondi nun ein Album mit den ersten drei Violinkonzerten Mozarts, die (wie die anderen beiden Violinkonzerte auch) allesamt 1775, vermutlich für den eigenen Gebrauch entstanden sind. Wer nun von Biondi eine virtuos-furiose Geige wie bei Vivaldi erwartet, wird von der schlichten Darbringung der drei Konzerte überrascht sein. Sowohl Biondi, als auch sein Ensemble agieren wohlüberlegt und relaxed (nicht aber langsam, oder gar langatmig!) und stellen mit ihrer Interpretation den jugendlichen Charme der Werke in den Vordergrund. Selbstverständlich verzichtet Biondi auf süßlichen Romantik-Klang, der bei diesen Jugendwerken auch völlig unangebracht wäre. Es sind also dieses Mal keine rasanten Soloviolinen-Läufe, die diese Aufnahme auszeichnen, sondern die perlende Philanthropie der Kompositionen und deren überzeugende Umsetzung. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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