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[ << | Inhalt | >> ]Ausgabe #561 vom 19.11.2007
Rubrik Kolumne

Sal's Prog Corner #68

Das Progjahr 2007 geht zu Ende und brachte (wieder einmal) viel Mittelmäßiges (etwa die neue Marillion "Somewhere Else"), viel Enttäuschendes (z.B. das Frogg Café Live-Album "The Safenzee Diaries") aber auch überdurchschnittlich viel Gutes, gerade auch im zuletzt langweiligen Mainstream Prog zwischen Porcupine Tree und The Flower Kings.
Auch in der heutigen neunten Ausgabe des Jahres verlassen wir selten wirklich ernsthaft ausgetretene Pfade, dafür gibt es dann – neben Mittelmäßigem und Enttäuschendem – auch ein paar Ãœberraschungsknaller zum Jahresabschluss.
Der Unterzeichnende bedankt sich bei seinen Lesern für die Aufmerksamkeit und freut sich schon auf das nächste (Prog-) Jahr an gleicher Stelle. Bis dahin: Keep on proggin'... und vergesst nicht euch an Weihnachten selbst ein paar Prog-Perlen zu gönnen. [sal]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Saga "10,000 Days"

AOR/Melodic/NeoProg – Abschiedsalbum des Sängers Michael Sadler
(CD; InsideOut)

10.000 Tage sind (so in etwa) 30 Jahre und 30 Jahre währt nun die Karriere der kanadischen Formation Saga. Anfang 2007 gab Michael Sadler, der unverwechselbare Sänger der Band, seinen Ausstieg bekannt. Nun befinden sich Saga auf einer großen Abschiedstournee; was nach Sadler kommt, ist noch ungewiss.
Saga zelebriert auf "10,000 Days" noch einmal den Sound vergangener Tage, ihre glorreichen AOR/NeoProg-Zeiten der 1980er, aber gerade beim Titelstück macht sich auch ein wenig wohlkalkulierte Abschiedsstimmung in der Musik bemerkbar. En gros gelingt es der Truppe auf ihrem letzten Studioalbum (zumindest der Ära Sadler) leider nicht etwas wirklich Großes zu vollbringen. Die Scheibe plätschert über weite Strecken belanglos vor sich hin. Der Studiovorgänger "Trust" und erst recht das Live-Album "Worlds Apart Revisited" konnten deutlich mehr überzeugen. Vielleicht ist der Zeitpunkt des Ausstiegs gar nicht mal so falsch gewählt, wer weiß...
Wer Saga noch einmal mit Michael Sadler live erleben will (und live sind Saga immer eine Macht!), der hat in Schallplattenmannland noch an folgenden Terminen die Gelegenheit: 20.11.2007 Kaiserslautern, 22.11. Mannheim, 23.11. Bonn, 25.11. Mainz, 28.11. Fulda, 29.11. Merzig, 30.11. Haslach, 1.12. Pforzheim, 2.12. Pratteln (CH), 4.12. in Augsburg, 5.12. München. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Glass Hammer "Culture Of Ascent"

RetroProg – Yes, the next generation
(CD; Arion)

Zwei Jahre nach ihrem letzten Studiowerk "The Inconsolable Secret" (2005) legt die US-amerikanische RetroProg-Band Glass Hammer mit "Culture Of Ascent" ihr neues Album vor. Nach dem opulenten Doppelalbum gibt es auf dem mittlerweile zehnten Album zwar nur 70 Minuten Spielzeit, diese beginnen aber dann gleich fulminant mit einer Cover-Version des Yes-Klassikers "South Side Of The Sky" (vom Yes-Album "Fragile", 1971). Glass Hammer aktualisieren das Stück und verpassen ihm eine ganz eigene Note: Von der groovenden, rhythmusbetonten Originalversion bleibt fast nichts übrig. Stattdessen mausert sich "South Side" zu einem kühl gesungenen Track im zeitgenössischen Klanggewand. Jon Anderson, seines Zeichens Sänger von Yes, griff der Band hier und beim dritten Track "Life By Light" bei den Gesangsarrangements unter die Arme und ist im Background selbst zu hören. Gerade bei "Life By Light", dem Highlight des Albums, ist das Ergebnis fast beängstigend: Das Stück klingt so sehr nach der kopierten Truppe, dass man von Kopie kaum noch sprechen mag. Glass Hammer sind hier Yes, einfach nur in einer neuen Besetzung.
So vielversprechend die erste Hälfte von "Culture Of Ascent" ist, so quälend langatmig wirkt dann aber die zweite auf mich. Der Qualitätsabfall ist unüberhörbar, die Band klingt viel zu bemüht. Somit reicht es nicht zum »besten Album der Band« (das wäre die zweite CD von "The Inconsolable Secret"), aber immerhin zum »besten Yes-Album seit 20 Jahren«. [sal: @@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


D.F.A. "Kaleidoscope"

Spacerock/RetroProg/Fusion РDie beiden Studioalben wiederver̦ffentlicht (1997, 1999)
(2CD; Moonjune)

Zu den interessantesten und leider in letzter Zeit etwas untergetauchten italienischen Bands der Szene gehören zweifelsohne D.F.A. mit ihrer sehr markanten Mischung aus Fusion, Spacerock und RetroProg. Für 2008 ist (endlich!) ein neues Studioalbum angekündigt.
In der Zwischenzeit kann man D.F.A. anhand des Doppelalbums "Kaleidoscope" (wieder-)entdecken, beinhaltet es doch die beiden Studioalben "Duty Free Area" (1997) und "Lavori in corso" (1999), remastert und durch einige Live-Tracks ergänzt. Gerade das zweite Album des Quartetts aus Verona ist ein faszinierender Trip aus Spielfreude, Musikalität und Atmosphäre. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


Threshold "The Ravages Of Time - The Best Of Threshold"

AOR/Melodic/ProgMetal – The former and the latter years
(2CD; InsideOut)

Über Sinn und Unsinn von Best-of-Kopplungen wurde im Schallplattenmann schon oft sinniert, ohne dass man eine befriedigende Antwort gefunden hätte. Auch die Jungs von Threshold legen mit "The Ravages Of Time - The Best Of Threshold" nun ein zumindest zweifelhaft sinnvolles Best-of-Album vor; immerhin hübsch unterteilt in zwei Kapitel auf jeweils einer CD: "The Former Years" (1993-1998) vornehmlich mit den Sängern Damien Wilson und Glynn Morgan sowie "The Latter Years" (2001-2007) mit dem aktuellen Frontmann Andrew 'Mac' McDermott.
Unüberhörbar ist das Bemühen das 'Hitpotential' der Truppe in zum Großteil bis dato unveröffentlichten Radio Edits bewährter Threshold-Nummern hervorzuheben. Somit ist "The Ravages Of Time" am ehesten etwas für den gemäßigten Metal-Hörer, der zum ersten Mal mit der Band in Kontakt kommt und natürlich für den nimmersatten Fan, der jeden Remix seiner Lieblinge haben muss.
Rechtfertigen diese diffusen Zielgruppen eine solche Kopplung? Mir persönlich gefällt das Live-Album "Critical Energy" (2004) als Visitenkarte der Band besser, aber die Auswahl der Tracks geht hier völlig in Ordnung. Wer's braucht... [sal: @@@]


Big Big Train "The Difference Machine"

RetroProg – Ãœberraschend andere Maschine
(CD; English Electric Recordings)

Hab' ich etwas verpasst? Big Big Train galten doch bisher nun wirklich nicht als die Retter und Erneuerer des Prog, bestenfalls als ihre braven Verwalter, die mit ihren bisherigen Alben bisher (bestenfalls) die Gelüste des Mainstream-Fans befriedigen konnten. Nun, wie dem auch sei, für "The Difference Machine" hat sich die Band um Gregory Spawton (keys) quasi neu erfunden, denn die Unterschiede in Sachen Qualität und Originalität sind unüberhörbar.
Die prominente Hilfe von Dave Meros (b) und Nick D'Virgilio (dr; beide Spock's Beard) und Pete Trewavas (b; Marillion) mag geholfen haben, aber es sind nicht die Leistungen der Instrumentalisten, die aus "The Difference Machine" eines der stärksten Retro-Alben des Jahres machen, es ist die durchweg düstere, melancholische Grundstimmung des Albums, die es so heraushebt. Vorbei die Zeit, da man die Truppe durch eine Schablone à la 'diese Band' mit 'jener Band' pressen konnte. Mit "The Difference Machine" katapultieren sich Big Big Train mal eben in die Liga der wichtigsten englischen Bands der Szene. Überhaupt ist die englische Szene nach Jahren der Stagnation endlich wieder ein neuer und innovativer Faktor in der Prog-Welt. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


KBB "Proof Of Concept"

Fusion/Prog – Japan (jazz-)rockt!
(CD; Musea)

Wer die Musik von KBB hört, der würde zunächst einmal nicht an Japan denken: Eine kraftvolle, mal groovende, mal treibende Rhythmus-Sektion, dazu wabernde Keyboards und eine E-Violine als Solo-Instrument klingen viel eher nach einer äußerst gelungenen Mischung aus dem Mahavishnu Orchestra und King Crimson (1970er-Phase) als nach einem japanischen Geheimtipp für Fusion- und Prog-Fans.
Was Toshimitsu Takahashi (keys), Shirou Sugano (dr) sowie die überragenden Akihisa Tsuboy (violin) und Dani (b) auf ihrem bereits dritten Studioalbum an furiosen und dann immer wieder auch lyrischen Klängen zustande bringen, ist nicht nur ein weiteres großartiges Album der wahrscheinlich besten japanischen Fusion-Band, sondern muss auch als eines der besten Fusion-Alben der letzten Zeit überhaupt gelten. Überzeugender kann eine Symbiose aus Rock und Jazz kaum ausfallen. [sal: @@@@]


The Pineapple Thief "What We Have Sown"

New Artrock/RetroProg – New Artrock jenseits der Schablone
(CD; Cyclops)

Nach dem in meinen Ohren verheerend prätentiösen und aufgeblasenen "10 Stories Down" (2005) hatte ich die britische New-Artrock-Formation Pineapple Thief (neuerdings mit 'The' davor) komplett aus den Augen verloren. Zu offenkundig war das Bemühen es allen recht machen zu wollen, zu unerträglich war die (aufgesetzte) Weinerlichkeit. Das folgende Album "Little Man" (2006) übersah ich dann auch geflissentlich, weil ich wirklich nichts Gutes erwartete.
Umso überraschender ist nun das mittlerweile sechste Studioalbum "What We Have Sown" geraten, auf dem Mastermind Bruce Soord endlich einmal seinem Ruf gerecht wird, einer der kreativsten Köpfe der britischen Prog-Szene zu sein. Mehr noch: Gerade in so viel befahrenen Wassern wie derzeit dem New Artrock (man denke alleine an die Schwemme polnischer Bands in diesem Sektor) wirken Pineapple Thief deutlich weniger berechnend als die meisten anderen Scheiben aus der Kante. Die Kompositionen werden in ein stimmungsvolles, bisweilen leicht altmodisches Klanggewand gebracht und bestechen durch originelle Details und hypnotische Rhythmen.
Wem Sigur Rós zu lahm, Riverside nicht überraschend genug sind und wer Porcupine Tree nichts Neues mehr abgewinnen kann, der sollte unbedingt einmal in dieses Album hineinhören. Dies ist wohl mein persönlicher New-Artrock-Favorit des Jahres. [sal: @@@@]


Verweise auf diesen Artikel aus späteren Ausgaben:


@@@@@ - potentieller Meilenstein: Starlight
@@@@ - definitives Highlight: Highlight
@@@ - erfreuliche Delikatesse: Delight
@@ - solides Handwerk: Solidlight
@ - verzichtbarer Ausschuss: Nolight


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